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In zwölf Länderspielen traf Nicole Billa bisher sechsmal, in der heimischen Liga war ihr Schnitt noch deutlich besser.

Foto: APA/Gindl

St. Pölten – Gegen Wales hat Nicole Billa ausnahmsweise nicht getroffen. Österreichs Frauenfußball-Nationalteam gewann am Dienstag im zweiten Spiel der EM-Qualifikation dennoch 3:0. In der Vorwoche siegte man 2:0 in Kasachstan. Billa traf zweimal. Billa ist Stürmerin, das Toreschießen ist quasi ihr Job. Wie viele Treffer sie in ihrer Karriere schon erzielt hat, weiß sie nicht. Viele. Das steht fest. Ob sie den Torriecher hat? "Schon", sagt sie.

Nicole Billa ist erst 19, gilt als außerordentliches Talent. Teamchef Dominik Thalhammer ließ die Tirolerin als 17-Jährige debütieren. Mittlerweile ist sie eine feste Größe im ÖFB-Team. In zwölf Länderspielen traf sie sechsmal. Neuerdings trifft sie auch in der deutschen Bundesliga. Im Sommer wechselte Billa von Österreichs Meister St. Pölten-Spratzern zu 1899 Hoffenheim, dem Sechsten der Vorsaison. Am dritten Spieltag traf sie erstmals. Billa brauchte ein bisschen, um sich an das höhere Niveau in Deutschland zu gewöhnen. "Es wird schneller und mit mehr körperlichem Einsatz gespielt."

Zweites Standbein

Billa ist jetzt angekommen. Mit zwei Teamkolleginnen wohnt sie in einer WG in St. Leon-Rot, wo Hoffenheims Frauenfußballzentrum ist. "Ich bin froh, dass ich hierhergewechselt bin." Der Verein lege auch Wert auf das zweite Standbein. Frauenfußball ist auch im Land des zweimaligen Weltmeisters kein reines Profigeschäft. Billa macht eine Ausbildung zur Erzieherin. Drei Tage Schule, zwei Tage Kindergarten, sechs- bis achtmal pro Woche Training. Fad ist ihr nicht. Für die Ausbildung bekommt sie im ersten Jahr nichts bezahlt, aber mit dem Gehalt vom Verein kommt sie durch. "Man kann davon leben."

Billa träumt nicht vom großen Geld, nicht vom großen Verein, auch nicht vom Berühmtwerden. "Ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt", sagt sie. In Hoffenheim will sie sich etablieren, mit dem Team die Qualifikation für die EM-Endrunde 2017 in den Niederlanden schaffen. Zwei ziemlich realistische Ziele. Realistisch wäre auch eine große Karriere im Kickboxen gewesen. "Bei den Juniorinnen habe ich alles erreicht." Dreimal wurde sie Weltmeisterin. Aber irgendwann machte ihr der Teamsport Fußball mehr Spaß. Vor zwei Jahren ließ sie das Kickboxen sein.

Früh begonnen

Mit dem Fußball begann sie als Sechsjährige. Der Papa war Trainer beim SV Angerberg. Es ergab sich also. Zunächst spielte sie mit und gegen Buben, als 15-Jährige wechselte Billa zu den Frauen von Wacker Innsbruck und gab dort ihr Bundesliga-Debüt. Nebenher erhielt sie im Nationalen Zentrum für Frauenfußball in St. Pölten den ballesterischen Feinschliff. Zwei Saisonen spielte sie ab 2013 für St. Pölten-Spratzern, holte einen Titel, zwei Cupsiege und wurde zweimal Liga-Torschützenkönigin (24 bzw. 27 Treffer).

Besonders im 16er sei sie sehr torgefährlich, sagt Billa. Aber die Frau mit dem Torriecher hat auch ein gutes Auge. Mit einer Maßflanke legte sie gegen Wales das 3:0 auf. ÖFB-Rekordtorschützin Nina Burger (27) köpfelte ihr 38. Tor im Teamdress. Am 25. Oktober kann Billa wieder nachlegen. Auch in Israel ist der Torriecher gefragt. (Birgit Riezinger, 23.9.2015)