Der Umbau der Ottakringer Straße wurde auch mit Hilfe von EU-Förderun ermöglicht.

Foto: amila sirbegovic

Elterleinplatz in 1170 Wien.

Seit vielen Jahren beschäftigen sich die Gebietsbetreuungen mit der Ottakringer Straße an der Grenze zwischen dem 16. und 17. Wiener Bezirk. Anfangs waren wir – neben anderen Herausforderungen der Stadtteilarbeit – auch mit Berührungsängsten mancher PolitkerInnen hinsichtlich dieses stark stigmatisierten Raums konfrontiert. Zwischenzeitlich hat sich das Image der Straße und des bebautes Raumes dank vereinter Kräfte vieler Beteiligter gewandelt. Geschäftsleute vernetzten sich untereinander und mit den Bezirksvorstehungen, BewohnerInneninitiativen entstanden.

Die ehemals vergessene, an zwei Bezirken angrenzende Straße erleben wir heute als aufgewerteten öffentlichen Raum, ausgestattet mit Sitzbänken, Bäumen, Pflanztrögen, breiten Gehsteigen mit Steinplattenbelag, städtischen Spielmöbeln, Fassadenbegrünung und intensiv genutzten Fahrradwegen. Um einen der lokalen Politiker zu zitieren: "Die Ottakringer Straße ist zu einem Boulevard geworden, unserem Balkanboulevard."

Kein Vandalismus

Heute ist die Anerkennung für den vielfältigen Straßenzug groß, die neu geschaffenen Aufenthaltsmöglichkeiten im öffentlichen Raum werden intensiv genutzt und es gibt keinen – von manchem Skeptiker prognostizierten intensiven Vandalismus. Durch den Umbau der Ottakringer Straße, ermöglicht auch mit Hilfe von EU-Förderung, wurde vor allem ein Zeichen seitens der Politik gesetzt: Trotz städtischer Dynamiken und natürlicher Reibungen, die eine gelebte Stadt ausmachen, stehen die lokalen PolitkerInnen zu dieser Straße und den Menschen, die hier leben und arbeiten.

Im Rahmen des Projektes "Gemeinsam wohnen in der Stadt" nehmen wir (GB*9/17/18) uns mit der GB* im 16. Bezirk vor, die Nutzung der öffentlichen Plätze in der und um die Ottakringer Straße genau zu beobachten und zu erforschen. An manchen dieser Orte findet eine zunehmende Kommerzialisierung des öffentlichen Raums statt (wie am Yppenplatz), manch andere werden spontan beim Vorbeigehen entdeckt (wie der temporäre "Gelbe Garten" in der Kalvarienberggasse 8) und wiederum andere sind förmlich aufgeblüht und werden tagtäglich von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und Personen aufgesucht und genutzt, wie zum Beispiel Sitzelemente in der Ottakringer Straße oder die langen Sitzbänke am Elterleinplatz).

Konsumfreie Räume schaffen

Wie sind die Plätze gestaltet, die von der Bevölkerung positiv aufgenommen werden und von welchen AkteurInnen ( Parkbetreuung, Fairplay, Gebietsbetreuung, lokale Player, BewohnerInneninitiaiven etc.) werden sie aufgesucht? Unabhängig von unserer sozialen, ethnischen und kulturellen Herkunft und unabhängig davon, ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, Roller oder Auto, wir alle sind NutzerInnen des öffentlichen Raums, manche sind auf den öffentlichen Raum angewiesen.

Welche Eigenschaften haben die Plätze, die belebt sind und gut funktionieren und wo sich auch Menschen, die sich keinen Kaffee im Schanigarten leisten können, aufhalten können? Wir haben uns vorgenommen zu beobachten, welche Tendenzen in diesen neulich umgebauten öffentlichen Plätzen abzulesen sein. Und wir wollen Methoden ausprobieren, wie man gemeinsam mit Menschen, die vermehrt auf den öffentlichen Raum angewiesen sind, in Zukunft Projekte umsetzen kann. In kommenden Beiträgen folgt die Darstellung einiger dieser Orte aus Hernals und Ottakring, in denen ich gerne unsere Auseinandersetzung und Beobachtungen mit diesen konsumfreien Räumen teilen möchte.(Amila Širbegović, daStandard.at, 25.9.2015)