Grosseto – Drei Tage nach der Staatsanwaltschaft der toskanischen Stadt Grosseto haben jetzt auch die Anwälte des ehemaligen Kapitäns des 2012 havarierte Kreuzfahrtschiffs Costa Concordia, Francesco Schettino, Berufung gegen die Verurteilung ihres Mandanten eingereicht. Schettino war zu 16 Jahren und einem Monat verurteilt worden. Sein Anwalt Saverio Senese klagte am Donnerstag über "gravierende Fehler".

Senese forderte den Freispruch seines Mandanten, denn der Kapitän habe mit seinem Annäherungsmanöver vor der Insel Giglio eine noch größere Katastrophe verhindert. "Ich bin überzeugt, dass das ein Fehlurteil war. Ich habe einen Freispruch beantragt", sagte Senese.

Anders sieht dies die Staatsanwaltschaft. Die über Schettino verhängte Strafe entspreche nicht den gravierenden Vorwürfen gegen den Kapitän, die aus der Urteilsbegründung hervorgehen, hatte die Oberstaatsanwältin von Grosseto, Maria Navarro, gesagt. Schettino trägt nach Meinung des Gerichts für den Tod der 32 Menschen an Bord des Kreuzfahrtschiffes die Verantwortung. Die Opfer hätte es nicht gegeben, wenn der Kapitän das Rettungsmanöver "mit Sachverstand und Sorgfalt" ausgeführt hätte, heißt es in der Begründung für das Urteil.

Kapitän noch auf freiem Fuß

Weil er gegen seine Verurteilung Berufung eingelegt hatte, ist Schettino noch auf freiem Fuß. Er war der einzige Angeklagte in dem im Juli 2013 begonnenen Prozess um die Havarie, bei der vor der toskanischen Insel Giglio 32 Personen ums Leben gekommen waren. An Bord der Costa Concordia befanden sich auch 77 Österreicher, die sich retten konnten.

Schettino, der nach dem Unglück fast sechs Monate unter Hausarrest verbracht hatte, wurden mehrfache fahrlässige Tötung, das vorzeitige Verlassen des Schiffes während der Evakuierungsaktion, die Verursachung von Umweltschäden und falsche Angaben an die Behörden vorgeworfen. Das Gericht lehnte den Antrag der Staatsanwaltschaft auf Inhaftierung des Kapitäns wegen Fluchtgefahr ab. (APA, 24.9.2015)