Else Lasker-Schüler, "Mein Herz. Ein Liebesroman mit wirklich lebenden Menschen". € 15,50 / 61 min. Buchfunk, Leipzig 2015

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Das ist schon mehr als verwunderlich. Das ist ärgerlich. Da gibt es mit der 1869 geborenen Else Lasker-Schüler, die vereinsamt 1945 in ihrem zweiten Exilland Palästina starb, die ver- und bezauberndste moderne Dichterin deutscher Sprache – und viele kennen sie gar nicht. Ein schöner Einstieg, zumindest für all jene, die sich aus Gedichten wenig machen, ist ihr Boheme-Schlüssel-Briefroman Mein Herz. Veröffentlicht wurde er 1911 in der Avantgarde-Zeitschrift Der Sturm von Lasker-Schülers zweitem Mann Herwarth Walden. Staunenswert lebendig ist der Text geblieben, ansteckend berauschend handelt er von ihren Schwärmereien für andere Männer. Witz ist darin, Wortwitz, Tändelei. Und Melancholie, weil die alleinerziehende Mutter oft völlig geldlos dastand. Und weil Mein Herz das Ende ihrer Ehe beschreibt. Cathleen Gawlich leistet stimmlich viel, klingt aber gelegentlich zu jung.

Klug auch, Karl Kraus mit Peter Matic zu besetzen. So kardinal-hochamtlich stellt man sich den Fackel-Autor tatsächlich auch vor. (Alexander Kluy, Album, 26.9.2015)