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Tausende Flüchtlinge kamen am Freitag wieder im Burgenland an. Die Hilfsorganisationen fahren ihren Einsatz wieder hoch.

Foto: APA/Schlager

Eisenstadt/Graz – Die Pressestelle der Landespolizeidirektion in Eisenstadt ist nun dazu übergegangen, Zahlen für sich sprechen zu lassen. Fast 11.000 Flüchtlinge haben am Freitag die ungarisch-burgenländische Grenze überschritten. Der überwiegende Großteil, nämlich 10.500, in Nickelsdorf, 200 im südburgenländischen Heiligenkreuz.

Am Samstag sind bis zum Abend neuerlich rund 8.700 Flüchtlinge angekommen. Etwa 8.500 waren es nach Angaben der Landespolizeidirektion seit Mitternacht in Nickelsdorf (Bezirk Neusiedl am See). Weitere 238 Menschen erreichten Heiligenkreuz im Lafnitztal (Bezirk Jennersdorf).

Ein Drittel sind Kinder und Jugendliche

Ein Drittel der in Österreich einen Asylantrag stellenden Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche. Das geht aus den für das erste Halbjahr 2015 veröffentlichten Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat hervor. Einen höheren Anteil an minderjährigen Flüchtlingen hat nur Schweden, auf dem dritten Platz liegt Deutschland.

11.000 in Notquartieren

Bis zu 11.000 Menschen haben die Nacht auf Samstag in betreuten Notquartieren verbracht. "Aktuell sind 14.000 auf der Durchreise in Österreich", sagte Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Österreichischen Roten Kreuzes (ÖRK). "Keiner musste unter freiem Himmel schlafen." In Kroatien seien wieder zahlreiche Flüchtlinge angekommen. "Wir rechnen daher damit, dass der Anstrom so weitergehen wird", meinte der Bundesrettungskommandant.

Die Hilfsorganisationen fahren ihren Einsatz wieder hoch – unter erschwerten Wetterbedingungen. Auf dem Festivalgelände in Wiesen, das am Mittwoch zum zweiten Mal geräumt worden ist, richtet nun der Arbeiter-Samariter-Bund die kleine beheizbare Halle wieder her. Dort sollen 120 Menschen Unterschlupf finden. Die Nova-Rock-Halle, wo zuletzt 450 Menschen vorübergehend beherbergt wurden, wird vom Roten Kreuz winterfest gemacht.

Drohender Helfermangel

Eine Sorge plagt beide Hilfsorganisationen zusätzlich: die zunehmende Personalknappheit. Die Hilfe aus anderen Bundesländern wird weniger, weil die mehr in den dortigen Flüchtlingsbetreuungseinrichtungen gebunden werden. Das trifft vor allem den Rotkreuz-Einsatz in Nickelsdorf, der schon fast vier Monate dauert.

In dem Grenzort werden Flüchtlinge von Bussen in Unterkünfte im Burgenland verteilt. Es habe sich unter den Taxifahrern aber herumgesprochen, dass "Geld zu verdienen" sei, sagt ein Sprecher der Polizei. Eine Taxikolonne warte am Straßenrand, um die Flüchtlinge nach Wien zu bringen. "Die Taxis kosten bis zu 150 Euro pro Person", sagte ein Sozialarbeiter, der vor Ort hilft.

An den steirischen Grenzübergängen war am Freitag alles ruhig. "Wir haben von den Kollegen in Slowenien keine Informationen, dass sich das heute ändert", sagte Fritz Grundnig dem Standard.

"Wir brauchen eine Zukunft"

Dafür war die Stimmung in der Halle im Schwarzl Freizeitzentrum in Unterpremstätten bei Graz am Freitag düster. Die Halle wurde – wie berichtet – seit zwei Wochen vom Arbeiter-Samariter-Bund als Transithalle mit 900 Betten und mithilfe hunderter Freiwilliger reibungslos betrieben.

Vor zwei Tagen wandelte das Innenministerium sie in eine Notunterkunft für Menschen in der Grundversorgung um, was Kritik von Gemeinde und Land nach sich zog. Man fühlte sich überrumpelt. "Da ist in der Informationsschiene nicht alles gut gelaufen", sagt Ministeriumssprecher Alexander Marakovits, "wir mussten schnell entscheiden oder Flüchtlinge im Regen stehen lassen."

Im Regen standen am Freitag einige Flüchtlinge vor der Schwarzlhalle, in der viele Familien mit Kindern untergebracht sind. Erwachsene hielten Schilder in arabischer und englischer Sprache: "Wir brauchen kein Essen, brauchen keine Kleidung, wir brauchen eine Zukunft", stand darauf. (cms, ook, wei, APA, 26.9.2015)