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Die Pornobranche versucht mit Veranstaltungen wie Messen zu werben, doch im Netz hat sie kaum Chancen.

Foto: AP/Julie Jacobson

Das Internet, ja, die Technikbranche insgesamt hat Pornografie viel zu verdanken: Websites mit Sexvideos etablierten das Videostreamen via Internet, auch DVD- und CD-Rom-Verkäufe gingen erst dank Filmen für Erwachsene nach oben.

Das "Virtual Photo Shoot"-Spiel von Penthouse gilt als eines der ersten Videospiele, die viel Interaktion ermöglichten. Auch Webcams verdanken ihre Popularität zu einem Großteil Sexplattformen, ebenso die Etablierung von Kreditkartenkäufen im Netz.

Gnadenloses Internet

Doch das Internet zeigt sich undankbar – und gnadenlos: Videoplattformen wie Youporn und Redtube ignorieren das Urheberrecht, professionelle Sexfilme landen pausenlos auf frei zugänglichen Portalen. Seit 1998 sollen die Umsätze von Bezahlangeboten um bis zu 70 Prozent gesunken sein. Die Pornobranche steht nun vor erheblichen Problemen. "Wozu werdet ihr masturbieren, wenn wir keine Filme mehr produzieren?", soll ein erboster Pornodarsteller laut "Buzzfeed" bei einer Publikumsdiskussion gerufen haben.

Massive Umsatzeinbußen

Tatsächlich stehen viele Studios vor großen Problemen. Mittlerweile sind Millionen Videos gratis abrufbar, die meisten davon in höchster Qualität. Während Musik-, Film- und Medienbranche vor ähnlichen Probleme stehen, können diese immerhin alternative Erlösmodelle wie Streaming-Angebote und Werbeeinnahmen probieren. Doch in der Pornobranche waren solche Ideen bislang Mangelware.

Produktplatzierungen in Pornos

Das soll sich nun ändern. Eine Reihe junger Porno-Start-ups wollen mit innovativen Ideen punkten. Veronica Vain glaubt beispielsweise, dass Produktplatzierungen für Erlöse sorgen könnten. Angefangen bei Gleitgel, Sexspielzeug und Kondomen sollen später auch "seriösere" Firmen wie Axe und Red Bull auf ihrer Seite werben, sagt Vain. "Die Leute wollen einfach Gratispornos", erklärte Vain gegenüber "Buzzfeed", "man muss das akzeptieren." Doch große Firmen könnten dabei zögern, sich "schmutzig" zu machen.

Videospiele

Eine andere Idee sind Online-Videospiele, bei denen sich auch professionelle Pornostars unter die Nutzer mischen. Die Chance auf erotische Begegnungen in der virtuellen Realität könnte für zahlungswillige Kunden sorgen. Apropos Virtual Reality: Pornofirmen setzen ihre Hoffnungen auf Produkte wie Oculus Rift und "hypersinnliche" Pornofilme, die in 3-D gesehen werden können.

Echter Sex

Cindy Gallop will hingegen mit "echtem Porno" punkten: Sie rief die Seite "Make Love Not Porn" ins Leben, für die normale Paare bei ihrem Sex gefilmt werden. Damit will Gallop gegen die "Pornofizierung" der Lebenswelt junger Erwachsener vorgehen. Mittlerweile konnte sie mit dieser Idee schon 350.000 Mitglieder begeistern.

Doch die Pornobranche braucht Unterstützung aus dem Silicon Valley. "Sex Tech" könnte die Branche weiterbringen. Denn Sexfilme spielten zwar immer eine wichtige Rolle im Netz, doch in letzter Zeit sind Abschottungstendenzen zu erkennen: Facebook verbannt jegliche sexuelle Darstellung, auch Apple sieht nackte Haut äußerst ungern. Obwohl beide Firmen Pornos indirekt viel zu verdanken haben. (fsc, 5.10.2015)