Tattoos am Arbeitsplatz: Grund zur Absage? Für die 27-Jährige Claire Shepherd schon.

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Claire Shepherd hatte eine besonders emotionale halbe Stunde hinter sich: Zunächst die Nervosität wegen des Telefoninterviews für einen neuen Job bei einem Logistik-Unternehmen im Einzelhandel, dann das Hoffen auf eine positive Rückmeldung – was nicht lange dauerte. Sofort sicherte man ihr zu, sie wäre sehr gut geeignet. Die Zusage hatte Shepherd damit in der Tasche.

Tattoos? Nein, danke

Kurz darauf aber: Enttäuschung und in der Folge auch Wut. Die Freude über einen neuen Job währte gerade einmal eine halbe Stunde. In der Zeit bekam die junge Engländerin ein Mail, in dem unter anderem vom Dresscode des Unternehmens zu lesen war: Tattoos müssen abgedeckt werden, da sie anstößig wirken könnten. So denkt doch niemand mehr, dachte sich Shepherd, das müsse ein alter Standard sein. Sie antwortete, dass sie mehrere Tattoos auf den Händen hat und dass sie hoffe dies sei kein Problem.

Die Vorgaben waren aber aktuell, das Unternehmen zog das Jobangebot zurück. Shepherd war geschockt, wie in einem Posting stand, die sich Minuten später rasant via Facebook verbreitete. Sie habe zuvor noch nie Probleme wegen ihrer Tätowierungen bekommen, für den Job sei sie auf Grund ihres Könnens, ihrer Erfahrung und ihrer Flexibilität perfekt gewesen, schrieb sie außerdem. "Tattoo shaming" – also die Diskriminierung von Tätowierten – müsse aufhören.

Auf Grund der großen Aufmerksamkeit, die Shepherd in den sozialen Medien bekam, meldete sich das Unternehmen nochmals bei ihr. Sie könne den Job doch haben, ihr Tattoo sei nicht anzüglich, erzählte Shepherd dem britischen Magazin Daily Mail. "Aber ich denke wenn mein Posting nicht so oft geteilt worden wäre, hätten sie mir den Job nicht wieder angeboten. Ich freue mich, dass sie ihren Fehler eingesehen haben." Das Angebot nahm sie aber nicht an.

Verstecken ist angesagt

Auch eine Umfrage des Karriere-Netzwerks Xing zeigte, dass Pierciongs und Tattoos bei Recruitern keinen guten Eindruck hinterlassen. 47 Prozent der 460 befragten Personalentscheider sind der Ansicht, dass sichtbare Piercings auf Profilbildern nichts verloren haben. Für nur elf Prozent sind sichtbare Tattoos in Ordnung. Kontraproduktiv, um Gefallen an einem Foto zu finden, ist angeblich auch zu viel Schminke. 61 Prozent raten davon ab. Ob diese Oberflächlichkeiten wirkliche Selektionskriterien sind, die dann tatsächlich Einladungen zu Vorstellungsgesprächen im Wege stehen, wurde nicht erhoben. (lhag, 29.9.2015)