Die Engelstrompete blüht erst im Oktober auf, da hilft auch intensives Anstarren in den Monaten Juli und August nichts.

Illustration: Dennis Eriksson

Kalt ist es geworden, kalt und feucht. Aber es gibt einen Haufen Pflanzen, die sich jetzt erst so richtig wohlfühlen. Es ist zum Beispiel immer wieder erstaunlich, wenn auch erklärbar, dass die Engelstrompeten die wirklich heißen Monate nur dazu nützen, kräftig zu wachsen, die Laubmenge zu verdreifachen, und sporadisch ein Trompeterl zum Beduften des Bezirks freigeben. Sie scheinen auf kühlere Nächte, kürzere Tage und höhere Luftfeuchtigkeit nachgerade zu warten, diese zu ersehnen.

Wer genau hingesehen hat, konnte die vielen Blütenansätze schon im September beobachten, aber jetzt im Oktober gibt es kein Halten mehr. Mit abundanter Wucht knallen die als Hecke gezogenen Engelstrompeten Gartler und Gärtnerin ihre Farben, ihren Duft und ihre Biomasse nur so um Nasen und Augen. Das sei jenen Novizinnen des Clubs der blühenden Engelstrompeten (CDE) ins Stammbüchlein geschrieben, die Foren und Vereinsabende mit dem Gezeter, ihre Engelstrompeten würden nicht blühen, an den Rand der Belastbarkeit bringen.

Anstarren und Aufblühen

Die Trumpets, in den Anden daheim, haben es gern ein bisserl frischer. Intensives Anstarren in den Monaten Juli und August ist für deren Aufblühen nicht wirklich förderlich. Stetige Wassergaben, reichlich Futter in Form von Dünger oder fetter Erde, und die Trompete wird die in sie gesetzten Erwartungen schon noch erfüllen und übererfüllen.

Und überhaupt, liebe Novizinnen des CDE, erst wenn sich Triebe ausgebildet haben, deren Blätter von der Blattbasis her asymmetrisch wachsen, besteht die Chance, dass die Engelstrompete blühen wird. Denn nur diese Triebe haben das Potenzial dazu.

Die Engelstrompete alias Brugmansia kann in unterschiedliche Formen gebracht werden. Wer sich eine blühende Wand wünscht, muss zwei verschiedenen Schnittformen auf Lücke setzen oder stellen. Schnittform eins entspricht einer Palme oder Schirmpinie: Man lässt einen hohen Stamm stehen, von dessen Spitze aus man nur Seitentriebe pflegt. Bald bildet die Engelstrompete ein riesiges Dach, von dem die Trompeten dicht herabhängen.

Zwischen diese Schnittformen eins stellt man die Schnittform zwo: Man trachtet durch einen Schnitt an der Basis nach möglichst vielen Stämmen, die sich früh von unten her verzweigen. Einen Busch zieht man heran, indem man die Lücken zwischen den Stämmen der Schnittform eins füllt.

So auf Lücke gestellt oder gesetzt, erhält man schließlich eine blühende, duftende Wand oder Mauer. (Gregor Fauma, RONDO, 2.10.2015)