Seoul/Pjöngjang – Nach Kritik der südkoreanischen Präsidentin Park Geun Hye am nordkoreanischen Atomprogramm droht Pjöngjang mit der Absage eines Termins zur Zusammenführung von Familien beider Staaten. "Das Ereignis könnte vollständig scheitern", sagte ein Sprecher der nordkoreanischen Führung am späten Dienstagabend.

Nicht nur die Beziehungen der Staaten, sondern die Zusammenführung der Familien sei "in erhebliche Gefahr gebracht worden". Seoul reagierte besorgt auf die Warnung.

Mühsame Verhandlungen

In mühsamen Verhandlungen hatten sich Unterhändler aus dem Süden und dem Norden Anfang September darauf geeinigt, dass je hundert Staatsbürger vom 20. bis zum 26. Oktober Angehörige aus dem Nachbarstaat treffen dürfen. Es wäre erst die zweite derartige Gelegenheit binnen fünf Jahren, die Vereinbarung wurde als Signal der Entspannung gewertet.

Mit der Absage-Androhung reagierte Pjöngjang auf Äußerungen Parks am Montag vor der UN-Vollversammlung in New York. Dort hatte Südkoreas Präsidentin das atomare Abschreckungsprogramm Nordkoreas als "globale Bedrohung" gebrandmarkt und die Staatengemeinschaft aufgerufen, Druck auf das kommunistische Regime auszuüben.

Südkorea bedauert

Die Warnung aus Pjöngjang, die geplante Familienzusammenführung wieder abzusagen, sei "sehr bedauerlich", erklärte das südkoreanische Vereinigungsministerium am Mittwochmorgen. Der Norden solle nicht nach "Vorwänden" suchen, um sich aus seiner humanitären Verantwortung zu ziehen.

Während des Korea-Kriegs von 1950 bis 1953 waren Millionen Menschen von ihren Angehörigen getrennt worden. Die meisten von ihnen starben ohne die Möglichkeit zu einem Wiedersehen. Inzwischen ist der Großteil der Betroffenen schon um die 80 oder 90 Jahre alt, die Zeit rennt davon. Die Begegnungen hatten im Jahr 2000 begonnen und sollten ursprünglich jährlich stattfinden. In den vergangenen fünf Jahren gab es aber nur noch eine Familienzusammenführung. (APA, 30.9.2015)