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Anfang März war der Auslieferungstower in Wolfsburg nur mäßig gefüllt. Mit "Dieselgate" könnte sich das schlagartig ändern.

Foto: Reuters / Fabian Bimmer

Wolfsburg/Wien – Im Volkswagen-Abgasskandal hängt sich Audi an die VW-Mutter an und stellte ihrerseits Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Ingolstadt. Man wolle den Prozess der Aufklärung unterstützen, arbeite eng mit den Behörden zusammen. Die Anzeige habe man "wegen sämtlicher nach deutschem Strafrecht in Betracht kommender Delikte" erstattet, erklärte ein Sprecher.

Zuvor hatten Zeitungen berichtet, dass die Staatsanwaltschaft Ingolstadt ein Prüfverfahren gegen Audi aufgenommen hat. "Wir prüfen derzeit alle Fakten, um entscheiden zu können, ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden muss", so Oberstaatsanwalt Wolfram Herrle. Das Prüfverfahren solle nun an die Staatsanwaltschaft Braunschweig übersandt werden mit der Bitte um Übernahme. Gleiches gelte für die von Audi erstattete Anzeige. Gegen Audi selbst, wo laut Konzernangaben weltweit 2,1 Millionen Fahrzeuge mit der zwecks Manipulation des Schadstoffausstoßes eingesetzten Software betroffen sein könnten, lägen in Ingolstadt keine Anzeigen vor.

"Servicemaßnahme"

Nach und nach kommt nun Licht ins Dunkel über den weltweit elf Millionen von Abgasmanipulationen betroffenen Autos. Insgesamt fünf Millionen Fahrzeuge will VW weltweit in die Werkstätten holen, zu einer "Servicemaßnahme", wie VW betont. Das sei keine "Sicherheitsrückrufaktion".

In Großbritannien sind fast 1,2 Millionen Fahrzeuge betroffen, davon gut 508.276 Pkws der Marke VW, 393.450 von Audi, knapp 76.773 von Seat und rund 131.569 von Skoda. Dazu kommen knapp 79.838 VW-Nutzfahrzeuge. Kunden sollen angeschrieben werden und beim Händler Auskunft erhalten. Über ein Servicetool sollen sie auch selbst prüfen können, ob ihr Auto zu den manipulierten gehört.

Abwrack-Prämie

In Frankreich sind rund eine Million VW-, Audi- und Skoda-Modelle betroffen. Die Regierung in Paris erwägt, allfällige Förderungen zurückzufordern. Wenn der Verkauf angeblich sauberer Fahrzeuge mit Fördergeldern zusammenhänge, "dann müssen diese öffentlichen Hilfen zurückgezahlt werden", sagte Umweltministerin Sgégolène Royal dem TV-Sender BFMTV. Das rät der Verkehrsclub Österreich dem Finanzministerium, und zwar für jene der 363.400 betroffenen Fahrzeuge, die zwischen April und Dezember 2009 verkauft wurden. In diesem Zeitraum gewährte Österreich zwecks Konjunkturankurbelung für 30.000 Neuwagenkäufe (ab Schadstoffklasse Euro-4) eine Verschrottungsprämie in Höhe von je 1500 Euro, die zur Hälfte vom Autohändler zu tragen war. Im Gegenzug mussten vor 1996 zugelassene Pkws verschrottet werden.

Apropos: Ausrangiert dürften weitere Mitarbeiter werden. VW habe rund ein Dutzend Mitarbeiter aus Motorenentwicklung und Abgasnachbehandlung beurlaubt. Die Aufklärung werde mit Hochdruck betrieben, sagt Neo-VW-Chef Matthias Müller. Ihm folgt an der Porsche-Spitze Oliver Blume, bisher Produktionsvorstand.

Die Zahl der Klagen steigt: Der US-Landkreis Harris County in Texas fordert wegen Luftverpestung durch 6000 Autos umgerechnet 89 Millionen Euro. (dpa, Reuters, ung, 30.9.2015)