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Heinz Fischer mit dem "Condor de los Andes en el grado de Gran Collar", eine Auszeichnung, die er mit Papst Franziskus und Brasiliens Ex-Präsident Lula teilt.

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Der Präsident wird mit seinem Kokablätter-Portrait Erklärungsbedarf beim österreichischen Zoll haben.

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La Paz – Ein gehöriger Schuss Pathos durfte nicht fehlen, als Bundespräsident Heinz Fischer von seinem bolivianischen Amtskollegen Evo Morales am Donnerstag in La Paz mit dem höchsten bolivianischen Staatsorden, dem Orden "Condor de los Andes en el grado de Gran Collar" auszeichnet wurde. Hintergrund war ein Vorfall vom Juli 2013, als Morales am Flughafen Wien festsaß und von Fischer besucht wurde.

Mehrere EU-Länder wie Portugal, Spanien oder Frankreich hatten der Präsidentenmaschine die Überfluggenehmigung verweigert, weil vermutet worden war, dass sich der NSA-Aufdecker Edward Snowden an Bord befinden könnte. Morales kam von Gasgesprächen in Moskau und war auf dem Heimflug nach Bolivien. Er verstehe nicht, warum sich damals so viele europäische Länder dem Willen der Nordamerikaner untergeordnet hätten, so Morales, der den US-Geheimdienst CIA hinter der Aktion vermutet.

Sprit knapp geworden

Dabei sei der Sprit schon knapp geworden, erinnerte sich Morales, bei der feierlichen Übergabe des Ordens "Condor de los Andes en el grado de Gran Collar". Ein nobler Präsident habe ihm das Leben gerettet, sagte Morales. Der Flughafen Wien habe als einziger eine Landung zugelassen. "Was war mein Verbrechen?", fragte Morales beim Festakt im Präsidentenpalast. "Dass ich ein indigener Präsident bin? Dass ich ein antiimperialistischer Präsident bin?" Auch Außenminister David Choquehuanca sprach von "einer Verletzung der Menschenrechte".

Österreich und Bolivien wollen vor allem weitere gemeinsame Projekt im Infrastrukturbereich verwirklichen. Am Nachmittag besuchte Fischer die bolivianische Zentralbank und eine Seilbahn der Firma "Doppelmayr" zwischen der Hauptstadt La Paz und dem auf teilweise bis über 4.000 Metern hochgelegenen El Alto.

Fischer erinnerte in einer Rede vor dem Parlament, dass Bolivien während des Zweiten Weltkrieges jüdischen Flüchtlingen die Emigration nach Lateinamerika ermöglicht habe. In der Gegenwart sei Bolivien ein Land, das im Kampf gegen die Armut bereits viel erreicht habe und auch ein Wirtschaftswachstum aufweisen könne. Dass er als Präsident Österreichs Bolivien besuche, sollte auch dazu beitragen, die Verbindungen zwischen Europa und Lateinamerika zu stärken.

Fischer wird bei seinem Besuch in Lateinamerika von Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) und dem Vizepräsidenten der Wirtschaftskammer (WKO), Christoph Matznetter (SPÖ), begleitet. In La Paz soll eine Absichtserklärung über eine Zusammenarbeit im Bereich Gesundheitsinfrastrukturtechnologie unterzeichnet werden. Geplant ist auch der Besuch von Seilbahnanlagen der Vorarlberger Firma Doppelmayr, die rund um die bolivianische Hauptstadt Großprojekte laufen hat. Zwar bekam auch Bolivien die Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre zu spüren, doch kann das Land nach wir vor ein Wachstum von rund fünf Prozent vorweisen.

Am Freitag fliegt Fischer, der in den vergangenen Tagen gemeinsam mit Außenminister Sebastian Kurz bei der UNO-Vollversammlung in New York weilte, von Santa Cruz nach Wien zurück. (APA, 1.10.2015)