Bild nicht mehr verfügbar.

Die Britin Cara Delevingne ist aktuell eines der gefragtesten Models – aber nicht jeder ist von ihrer Attraktivität überzeugt. Warum das so ist, haben nun US-amerikanische Wissenschafter herausgefunden.

Foto: REUTERS/Luke MacGregor

Boston – Ob man eine Person als attraktiv empfindet oder nicht, ist bis zu einem gewissen Grad genetisch determiniert – das haben frühere Studien mehrfach nachgewiesen. Einer der offenbar angeborenen Faktoren zur Beurteilung von Schönheit lautet Symmetrie: Zwei ungleiche Gesichtshälften werden tendenziell als weniger reizvoll empfunden.

Insgesamt dürften aber die Gene nur eine verschwindend geringe Rolle dabei spielen, was jeder von uns unter einem schönen Gesicht versteht: Eine aktuelle Untersuchung hat nun vielmehr nachgewiesen, dass Attraktivität tatsächlich überwiegend auf erlernten Kriterien basiert.

Zwillingsstudie

Die Forscher um Laura Germine vom Massachusetts General Hospital in Boston (USA) ließen insgesamt mehr als 760 eineiige und zweieiige Zwillingspaare die Attraktivität von 200 weiblichen und männlichen Gesichtern auf einer Skala von 1 bis 7 bewerten. Das Ergebnis: Unter eineiigen Zwillingen waren die Übereinstimmungen bei den Bewertungen trotz ihrer identischen genetischen Ausstattung nicht größer als in der anderen Gruppe. Germine und ihr Team schließen daraus, dass persönliche Erfahrungen und Umwelt maßgeblich das individuelle Schönheitsempfinden prägen.

"Wir schätzen, dass die individuellen ästhetischen Präferenzen bei Gesichtern etwa zur Hälfte mit denen anderer übereinstimmen und zur anderen Hälfte abweichen", schreiben die Wissenschafter in der aktuellen Ausgabe von "Current Biology". "Das passt zu der allgemeinen Wahrnehmung, dass einerseits Models mit ihrem guten Aussehen erfolgreich sind, aber andererseits Freunde endlos darüber diskutieren können, wer attraktiv ist oder nicht."

Subtile Erfahrungen geben den Ausschlag

Die Untersuchung der Forscher zeigt, dass jene Faktoren, die unser ästhetisches Empfinden formt, äußerst differenzierter Natur sind: "Ausschlaggebend sind nicht die Arten von Umwelt, wie wir sie etwa mit Familienmitgliedern teilen. Sie sind viel subtiler, individueller und umfassen einzigartige, höchstpersönliche Erfahrungen, etwa mit Freunden, in sozialen oder populären Medien", erklärt Germine.

Nicht Schulwahl, Nachbarschaft oder finanzieller Background der Eltern sind also wichtig, sondern vielmehr einzigartige Begegnungen, Filmbilder, die hängen bleiben, oder vielleicht das Gesicht der ersten Liebe. Mit anderen Worten: Unser jeweiliges Schönheitsideal ist nichts anderes, als die Summe unserer ganz persönlichen Erfahrungen. (APA/red, 1.10.2015)