Wien – Erst acht Wochen im Amt, kommt es unter dem neuen AUA-Chef Kay Kratky zu einer strategischen Änderung: Die AUA wird nicht wie ursprünglich geplant das Personal für die zwei Eurowings-Flieger bereitstellen. Stattdessen bekommt die AUA von der Lufthansa zwei zusätzliche Flieger, die unter dem AUA-Logo fliegen werden.

Die 80 Piloten und 90 Flugbegleiter, die bis Jahresende eingestellt werden, brauche man aber trotzdem, heißt es aus der Fluggesellschaft. Spätestens dann, wenn man ab dem Sommer 2016 von der Lufthansa Flüge im Nachbarschaftsverkehr übernimmt. In Diskussion stehen Verbindungen nach Frankfurt und München oder auch nach Hamburg oder Düsseldorf.

Erzürnter Betriebsrat

Die Entscheidung gegen das AUA-Personal und für die noch günstigeren Eurowings-Crews ärgert den Bordbetriebsrat und die Gewerkschaft. Sie sehen sich von der Lufthansa-Führung "belogen" und befürchten eine "Unterwanderung der Sozial- und Kollektivvertragsstandards der AUA", wie Bordbetriebsratschef Karl Minhard am Freitag mitteilte.

Im Gegensatz zur AUA hat die Billigairline Eurowings keinen Kollektivvertrag (KV). "Wovor wir gewarnt haben, ist nun eingetreten. Die Lufthansa-Führung hat uns und die Belegschaft in puncto Eurowings offenbar hinters Licht geführt", kritisiert Minhard. Eurowings stelle nun für die AUA keine Chance mehr dar. Eurowings will von Wien aus unter anderem nach Mallorca, Barcelona und London-Stansted fliegen. Bei den Streckenentscheidungen von Eurowings ab Wien hat die AUA das letzte Wort.

Die Langstrecke, die unter Kratkys Vorgänger Jaan Albrecht ausgebaut wurde, wird von dessen Nachfolger Kratky auf Profitabilität untersucht. Ob nach Dubai wie kolportiert auch Delhi eingestellt wird, ist noch nicht entschieden. Andere nicht profitable Langstrecken könnten ausgedünnt werden. Als Drehkreuzmanager der Lufthansa in Frankfurt hatte sich Kratky 2011 ebenfalls eine solche Liste vorlegen lassen, daraufhin wurden binnen kurzer Zeit fünf Langstreckendestinationen gestrichen. Im April 2016 kommt mit Schanghai ein neues AUA-Flugziel in China dazu. Da die Flotte nicht aufgestockt wird, ist noch unklar, wie die Strecke bedient werden soll.

Air France greift durch

Im Dauerstreit mit den Piloten hat Air France einen massiven Stellenabbau angedroht. Nach gescheiterten Gesprächen über ein Sanierungskonzept ging Air France-KLM am Freitag in die Offensive. Konzernchef Alexandre de Juniac sagte, am Montag werde den Mitarbeitern ein Programm vorgelegt, das "erhebliche" Stellenstreichungen vorsehe. Die Air France Group hat knapp 64.000 Mitarbeiter. Laut Gewerkschaft seien 2900 Jobs in Gefahr. Es sollen 300 Pilotenstellen, 700 Jobs von Flugbegleitern und 1900 Stellen beim Bodenpersonal wegfallen. (Claudia Ruff, 2.10.2015)