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Wien – Stammwähler? Ist das überhaupt noch eine Kategorie? Nicht für den Großteil der Wiener Wahlberechtigten. "Die Treue zu der Partei, bei der ich Stammwähler bin", bekommt unter den möglichen Entscheidungskriterien für die Stimmabgabe die schlechteste Note, ein mickriges 3,45. Selbst ältere Befragte und Wähler der etablierten Parteien SPÖ, ÖVP und FPÖ nehmen Parteibindung kaum wichtig.

Die beste Note im Ranking der Entscheidungskriterien (1,41) erhält "die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen". Das geht aus aktuellen Market-Umfragen unter 405 wahlberechtigten Wienern hervor.

Leitkultur geringeres Anliegen

"Wir haben hier zunächst eine Liste von gängigen und in verschiedenen Äußerungen im Wahlkampf immer wieder genannten Themen abgefragt", erklärt Market-Institutsleiter David Pfarrhofer, "und da sieht man, dass das Arbeitsplatzthema, dass Lebensqualität und Wohnen den Wienern mindestens so wichtig sind wie alles, was man landläufig unter 'Ausländerfrage' verstehen würde. 'Leitkultur' oder 'dass überall Deutsch gesprochen wird' ist da ein wesentlich geringeres Anliegen."

An Spitze der Agenda

Anders allerdings ist es, wenn man fragt, welche Folgen der Wahl sich die Wahlberechtigten in Wien wünschen. Kommt das Wort "Ausländer" explizit vor, dann kommt das Thema an die Spitze der Agenda – vor allem durch die Nennungen von sehr alten, wenig gebildeten und nicht berufstätigen Befragten. Dass die Frage drei Viertel der Freiheitlichen, aber nur eine verschwindende Minderheit unter den Grün-Wählern bewegt, entspricht einem erwartbaren Muster.

Ebenfalls ganz oben auf der Wunschliste: dass das Wahlergebnis ein klares Zeichen gegen rechts setzen möge. Das ist ein Wunsch, der vor allem in der höchsten Bildungsschicht, von Grün- und SPÖ-Wählern geteilt wird. Klare Muster gibt es auch, wenn es um neue, unverbrauchte Leute in der Landespolitik geht: Das wünschen sich die erklärten Wähler von Neos und ÖVP und (noch) Unentschiedene, bei denen diese kleinen Parteien vielleicht punkten könnten.

Schadet Faymann? Nützt er?

Relativ stark ist auch das "Denkzettel"-Motiv – vor allem die bildungsfernen Befragten, jene mit niedrigem Einkommen und die Wähler der FPÖ, die Unentschiedenen, aber auch eine kleine Subgruppe der ÖVP-Wähler erklärt, die Bundesregierung abstrafen zu wollen.

der Standard ließ auch fragen: "Die SPÖ stellt mit Werner Faymann den Kanzler; was meinen Sie: Ist die Politik der Bundes-SPÖ unter Bundeskanzler Faymann für die Wiener SPÖ unter Bürgermeister Michael Häupl eher nützlich, oder schadet die Politik der Bundes-SPÖ unter Bundeskanzler Faymann eher der Wiener SPÖ unter Bürgermeister Michael Häupl?" Nur jeder neunte Befragte glaubt, dass Faymann der Rathaus-SPÖ (der er entstammt) nützt, 58 Prozent sagen, dass er eher schadet. Diese Meinung hat in allen Parteien, inklusive der SPÖ eine große Mehrheit. (cs, 3.10.2015)