Wien – An der Tribüne ist Schluss. Da wollen ihn die Hände doch nicht hochreichen. Wie Fitzcarraldo will er das Unmögliche, anders als der muss er umdrehen. Eine Niederlage fühlt sich dennoch anders an.

Dass Marco Michael Wanda von seinen Fans auf Händen getragen wird, ist nichts Neues, denn Wanda, die Band, befindet sich auf einem Höhenflug – seit vor einem Jahr ihr Album Amore erschien. Am Donnerstag trat die Band in der ausverkauften Wiener Arena auf, um ihr zweites Album Bussi vorzustellen. Nicht nur auf dem Papier war der Auftritt ein Heimspiel, und selbst in der Fremde ist die Euphorie gegenüber Wanda nicht kleiner, Deutschland liegt ihnen zu Füßen.

Einen Gutteil ihrer Reputation machen die Liveauftritte aus. "Bussi Riot" titelte Die Zeit über die Band. Das trifft's. Wanda sind schmusende Revoluzzer. Zwar gibt es überall Trotteln, aber eine Schlägerei bei einem Wanda-Auftritt scheint schwer vorstellbar. Es sind Messen der guten Laune, Lektionen in Lebensfreude.

Mit charmanten Texten, die der Saal auswendig kann, was Wanda, den Sänger, oft dazu veranlasst, den Gesang diesem zu überlassen. Demütig nimmt er diese Geste der Zuneigung entgegen, steckt sich derweil einen Tschick an und verteilt Bierdosen ans Publikum. Wanda vermitteln Leichtigkeit in einem schwierigen Leben. Eine den Amtsweg des Weges entlangbuckelnde Generation verführen sie zum Saufen und Rauchen.

Alles schröcklich ungesunde Dinge, aber das Leben besteht nicht nur aus Pflicht. Und Marco Michael Wanda ist der Mister Wandaful dieser Laster. Er sagt: Scheißt euch nicht in die Hosen und lebt ein freches Gegenmodell zur Angepasstheit. Einmal eine Vorlesung verpassen ist nicht das Ende, möglicherweise aber der Anfang des Lebens. Dieses Gefühl erfüllt ihre Konzertsäle, ein Publikum zwischen 18 und 50 nimmt es dankbar auf und stimmt in die Gassenhauer ein. Es singt Lieder wie 1, 2, 3, 4, Stehengelassene Weinflaschen, Schick mir die Post, Ich will Schnaps oder Mona Lisa der Lobau.

Neue Songs und "Oldies aus 2014", wie Wanda, der Sänger, sagt. Das geht rein. Man muss nur Reinhold Weber am Bass zuschauen. Sein Hüftschwung sagt alles. Was gibt's dafür vom Chef? Ein Bussi, logisch. (flu, 2.10.2015)