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Rien ne vas plus – nichts geht mehr, könnte es heißen, wenn sich die verschiedenen Rivalen in der Casag gegenseitig blockieren.

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Wien – Im Bieterkampf um die Casinos Austria AG (Casag) sollen am Montag die Würfel fallen. Es wird erwartet, dass sich Europas führender Automatenkonzern Novomatic die Casinos einverleibt. Für Spannung bei der außerordentlichen Hauptversammlung in den Räumlichkeiten der Österreichischen Lotterien, einer Mehrheitsbeteiligung der Casag, ist aber dennoch gesorgt, wollen doch zwei tschechische Milliardäre zum Großangriff blasen. Jiri Smejc und Karl Komarek haben sich über eine Zwischenholding bei den Casinos Austria eingekauft und wollen mehr.

Die Casag ist umgeben von einem komplexen System aus Vorkaufsrechten und Zustimmungspflichten, die allesamt eine Transaktion erschweren. Dabei wäre die Lage auch ohne das rechtliche Geflecht kompliziert genug. Die größten Aktionäre der Casag sind die Medial GmbH (38 Prozent; gehört unter anderen Raiffeisen, Bankhaus Schelhammer & Schattera), Republik (ein Drittel) und die MTB-Stiftung der 87-jährigen Maria Theresia Bablik.

Vorkaufsrecht

Die Sache hat sich geändert, seit die Tschechen dank des Kaufs von Anteilen der Vienna Insurance Group in der Medial sitzen. Sie pochen beim Verkauf der Raiffeisen-Anteile an die Novomatic auf ein Vorkaufsrecht. Allerdings war am Sonntag zu hören, dass andere Aktionäre diese Option bestreiten. Format berichtete überdies, dass ein Syndikatsvertrag eine 90-prozentige Zustimmungsquote verlangt. Somit könnte neben Raiffeisen auch Schelhammer & Schattera – das frühere Kirchenhaus gehört seit kurzem zur Grazer Wechselseitigen – jegliche Transaktion verhindern.

Gut möglich, dass die Medial sich selbst blockiert und damit bei der Hauptversammlung keine große Rolle spielt. Bleibt noch die Frage, ob der geplante Verkauf von Babliks Anteilen an Novomatic durchgeht. Schelhammer & Schattera könnte diese als lachender Dritter aufgreifen. Von den Salzburger Nachrichten wird auch eine Allianz des Bankhauses mit Novomatic ins Spiel gebracht. Doch selbst wenn die zwei Gruppen gemeinsame Sache machen, blieb mit den Tschechen ein Widersacher im eigenen Haus.

Schellings Poker

Von jahrelangen Rechtsstreitigkeiten ist bereits die Rede und von der Gefährdung des ohnehin nicht berauschenden Geschäfts. Novomatic hätte zu wenig Gewicht, um die Casag unter Kontrolle zu bringen. Generaldirektor Karl Stoss könnte gegen den übermächtigen Rivalen mit Sitz in Gumpoldskirchen weiterwerken. Obendrein wäre die von Finanzminister Hans Jörg Schelling angestrebte "österreichische Lösung" ein Fall für die Bundeswettbewerbsbehörde, die Abgabe von Geschäftsbereichen als Auflage denkbar.

Schelling hat sich massiv gegen den Einstieg des tschechischen Konsortiums ausgesprochen, bei dem auch die Verlegerdynastie Dichand angedockt haben soll. Seine Rolle wird hinter vorgehaltener Hand massiv kritisiert. Casag-Eigentümer werfen ihm vor, das ganze Chaos verursacht zu haben. Schelling hat mit der Ankündigung einer Neuordnung der Casag-Eigentümerstruktur tatsächlich einiges in Bewegung gebracht.

Zur Unzeit kommen für Novomatic angesichts des Pokers um die Casinos Austria Meldungen über eine Verwicklung des Konzerns in eine rumänische Korruptionsaffäre – der Standard berichtete. Es geht dabei um den Vertrag mit der nationalen Lotterie und ausstehende Zahlungen der Österreicher. 75 Millionen Euro hat Novomatic den Rumänen garantiert, allerdings seien die Voraussetzungen dafür nicht erfüllt. So gebe es erst für die Hälfte der vereinbarten 10.000 Automaten Standorte. Kolportierte Beschlagnahmungen von Geräten werden vehement zurückgewiesen. (as, 4.10.2015)