Google will sich nicht selbst als Autohersteller betätigen, ist aber eine der treibenden Kräfte hinter dem technologischen Wandel.

Foto: Google

Sie sind unter uns. Zu Testzwecken legen autonome Autos heute bereits lange Strecken zurück. Das Ergebnis kann sich bisher sehen lassen. Googles Autos hielten vergangenen Juni bei etwa 1,6 Millionen vom Computer zurückgelegten Kilometer im laufenden Jahr. Sie waren auch in einige Unfälle verwickelt, allerdings – so erklärt der Konzern – niemals als Verursacher.

Darin liegt auch das große Potenzial der Technologie, an dessen Erschließung mittlerweile zahlreiche Größen der Autobranche arbeiten. Menschliches Versagen, von der Unachtsamkeit bis zur Selbstüberschätzung nach Alkoholkonsum, ist der mit Abstand bedeutendste Unfallfaktor im motorisierten Straßenverkehr. Doch der Mensch steht unausweichlich vor der Ablöse auf dem Asphalt, resümiert Tech-Journalist Mat Honan in einem Artikel für Buzzfeed. Bis dahin gebe es aber noch einige Fragen zu klären.

In den Startlöchern

Die Erfahrung mit Googles selbstlenkenden Autos vergleicht Honan mit dem ersten iPhone oder seinem ersten Erlebnis mit der VR-Brille Oculus Rift. Es handle sich um eine junge Technologie, die längst noch nicht bereit sei, das Bestehende zu revolutionieren. Doch auf lange Sicht sei genau diese Entwicklung unausweichlich. Fahrten mit den Google-Autos seien "entspannend", dazu erkennen die Sensoren der Wägen Gefahren, Hindernisse und andere Verkehrsteilnehmer, die einem Menschen möglicherweise verborgen bleiben. So wie etwa Fußgänger, die von parkenden Autos verdeckt sind.

Und weil robotisch organisiertes Straßengeschehen viel effizienter ablaufen kann, werden die zurückgelegten Wegstecken und die Pkw-Dichte abnehmen, was auch für Umwelt und Klima positive Auswirkungen hat. Für Menschen mit Behinderungen könnten selbstfahrende Wägen eine neue Ära der Mobilität einläuten.

Fragen

Bis der menschlich betriebene Verkehrsstrom von autonomen Autoflotten verdrängt wird, werden noch einige Jahre vergehen. Zeit, die man nutzen sollte, um die treibenden Kräfte hinter diesem Wandel mit wichtigen Fragen zu konfrontieren. Die intelligenten Autos bergen nicht nur große Chancen, sondern natürlich auch Risiken.

So stellt sich beispielsweise die Frage, wer die Autos besitzen wird. Ob diese noch in den Garagen der Menschen Platz finden müssen, oder ob kommerzielle Unternehmen oder die öffentliche Hand sie auf Abruf verfügbar macht. Werden "normale" Autos komplett verboten? Wie schützt man die Privatsphäre der Fahrgäste trotz der notwendigen Ortung der Vehikel? Was dürfen die Betreiber erfassen? Und wie sichert man die Autos selbst vor gefährlichen Hackerangriffen?

Diese Dinge gilt es zu erklären, meint Honan. Dann könne man die Fahrt ohne Lenkrad antreten und entspannt die Vorteile der neuen Verkehrswelt genießen. (gpi, 05.10.2015)