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Das Surface Pro 3.

Foto: Mark Lennihan / AP

Schnippische Bemerkungen über die Konkurrenz haben einen entscheidenden Haken: Es könnte sich später einmal jemand daran erinnern. Als Apple-Chef Tim Cook im Jahr 2012 das erste Surface Pro von Microsoft zu Gesicht bekam, hatte er lediglich Spott für dieses über: "Man kann einen Toaster und eine Kühlschrank kombinieren, aber das ist wohl nicht für alle etwas". Drei Jahre später folgte die komplette Kehrtwende: Mit dem iPad Pro hat Apple ein neues Tablet vorgestellt, dass dem Surface Pro konzeptionell zum Verwechseln ähnlich ist.

Google

Doch es ist nicht nur Apple, das dem Vorbild von Microsoft folgt. Erst vergangene Woche hat Google mit dem Pixel C ebenfalls ein neues Gerät vorgestellt, das mit der Mischung aus Tablet und Arbeitsgerät verdächtig an das Surface Pro erinnert.

Copycats?

Stellt sich die Frage, warum denn eigentlich alle plötzlich Microsoft kopieren. Denn auch wenn das Surface Pro relativ gesehen ein Erfolg ist, bleibt es doch bisher ein Nischenprodukt. Die ganz großen Absatzzahlen werden weiterhin in anderen Sparten generiert. Die Antwort liefert ein Blick auf den PC-Markt, wie Business Insider in einem aktuellen Artikel analysiert. Alleine dieses Jahr sollen die weltweiten PC-Verkäufe um 8,7 Prozent sinken, prognostizieren die Marktforscher von IDC. Das Surface Pro mag hingegen zwar weiterhin in einer Nische stecken, aber eben in einer die stark wächst.

Zukunft

Zudem sehen Apple, Google und Microsoft allesamt in dieser Sparte die Anfänge für eine Nachfolge der PC-Welt. Das Smartphone ist längst der bestimmende Computer unserer Zeit, und setzt damit auch die Erwartungen an andere Geräte. Dies können aber klassische Desktop-Rechner nicht erfüllen: Programme sind hier meist wesentlich komplizierter zu nutzen, die Aktualisierung mühsamer, die Wartung aufwändiger. Mit der neuen Gerätegeneration wollen die Hersteller nun diese Lücke schließen: Ob Surface Pro, iPad Pro oder Pixel C – alle sollen sie komplexere Anwendungen anziehen, als sie bisher auf Tablets zu finden sind. Vollständig wird man den klassischen PC-Markt zwar damit sicher nicht abgraben können, aber für eine steigende Zahl der Nutzer könnte so ein Gerät als Arbeitsrechner ausreichen.

Vorreiterrolle

Dass gerade Microsoft hier die Richtung vorgibt, hat vor allem mit einem zu tun: Als das erste Surface Pro auf den Markt kam, hatte der Windows-Hersteller eigentlich nichts mehr zu verlieren. Der Smartphone-Markt war eigentlich schon verloren, dass der PC-Markt nicht mehr wachsen wird, war auch längst klar. Eine perfekte Situation also, um einfach etwas auszuprobieren – und in diesem Fall mit Erfolg.

Ausblick

Und doch könnte schlussendlich erst Recht Microsoft als Verlierer dastehen: Einerseits weil man im PC-Markt am meisten zu verlieren hat, jeder verstärkte Trend zu neuen Geräteklassen also direkt am Bestandsgeschäft knabbert. Aber auch, weil Google – und vor allem Apple – im mobilen Bereich wesentlich besser aufgestellt sind. Ihre beiden App-Plattformen sind stärker als jene von Microsoft, sowohl was die Zahl der verfügbaren Apps als auch der Entwickler und Nutzer anbelangt. Wenn die beiden Branchengrößen hier voll auf die neue Kategorie setzen, könnte es mit dem Vorsprung von Microsoft schnell wieder vorbei sein.

Surface Pro 4

So schnell will sich Microsoft aber natürlich nicht geschlagen geben. Mit dem Surface Pro 4 soll bereits am Dienstagabend die neueste Generation des Microsoft-Hybrids vorgestellt werden. (red, 6.10.2015)