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Ganz und gar nicht passiv zeigt sich Nepenthes gracilis, eine fleischfressende Kannenpflanze aus den Tropen Asiens.

Foto: REUTERS/Dr. Ulrike Bauer, University of Bristol, UK

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Foto: APA/EPA/Pawel Supernak

Bristol – Pflanzen sind gar nicht so unbeweglich, wie man meinen könnte. Recht häufig sogar nutzen sie rasche Bewegungen, um Samen, Sporen oder Pollen zu verbreiten oder auch – wie von der Venusfliegenfalle her bekannt – um tierische Beute zu fangen. Meist handelt es sich dabei um einen einmaligen Mechanismus. Falls nicht, ist das "Nachladen" mit hohem Energieaufwand für die Pflanze verbunden.

Ein völlig neuartiges und energieeffizientes System haben Forscher um Ulrike Bauer von der Universität Bristol nun bei Nepenthes gracilis, einer tropischen Kannenpflanze, entdeckt: Die fleischfressende Pflanze, die auf den Sundainseln in Südostasien heimisch ist, nutzt die Energie aufprallender Regentropfen um Insekten von der Unterseite ihres baldachinartigen Deckblattes direkt in die darunterliegende, mit Verdauungssäften gefüllte Falle zu katapultieren.

Bis dato kannte man Kannenpflanzen als klassisches Beispiel für passive, bewegungslose Insektenfallen. Mittels Highspeed-Videoaufnahmen und Laservibrationsmessungen konnten die Forscher nun im Fachblatt "PNAS" zeigen, dass das Deckblatt ähnlich dem Sprungbrett in einem Hallenbad funktioniert: Der Aufprall eines Regentropfens löst eine Vibration aus, deren Geschwindigkeit durchaus vergleichbar mit tierischen Bewegungen ist und eine Größenordnung über dem raschen Schließmechanismus einer Venusfliegenfalle liegt (Videos gibt es hier)

Energieeffizientes System

Der große Vorteil von N. gracilis: Sie benötigt weder mechanisches "Aufladen" noch Energie aus dem eigenen Stoffwechsel. Eine Wiederholung des Prozesses ist nur durch Intensität und Dauer des Regens limitiert. "Extrem schnelle Bewegungen kommen bei Pflanzen ohnehin nicht häufig vor", erklärt Bauer, "aber genau so eine Bewegung zu finden, für die die Pflanze noch nicht einmal Energie aufwenden muss, das war schon sehr überraschend."

Und die fleischfressende Pflanze hat noch einen weiteren Trick auf Lager: Die Unterseite des sprungbrettartigen Deckblattes ist mit einer reibungsreduzierenden Wachsschicht ausgestattet. Die Insekten können sich dadurch nicht gut festhalten und sind bei Regen den Erschütterungen hilflos ausgeliefert. (Renate Degen, 7.10.2015)