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Linux-Erfinder Linus Torvalds: Für seine techischen Leistungen hoch angesehen – und ausgezeichnet – für seine Umgangsformen aber immer wieder kritisiert.

Foto: LEHTIKUVA / REUTERS

Linus Torvalds ist nicht gerade für seine zurückhaltende Art bekannt. Immer wieder hat er in der Vergangenheit mit provokanten Ansagen für Aufregung gesorgt. Eine Herangehensweise, die ihm bei öffentlichen Diskussionen oftmals Zustimmung einbringt, in der täglichen Kernel-Entwicklung aber seit Jahren regelmäßig für Kritik sorgt.

"Großartig sein"

Als Reaktion folgte vor einigen Monaten die Veröffentlichung eines sogenannten "Code of Conflict", der postuliert, dass die Entwickler "großartig" zueinander sein sollen, und die Diskussion untereinander rein auf technische Details fokussiert werden soll. Etwas, das in der Vergangenheit öfter nicht der Fall war, gerade Torvalds ist für seine zum Teil sehr persönlichen Attacken bekannt. Entsprechend wurde der "Code of Conflict" von dem Linux-Erfinder denn auch mit den Worten "Mal sehen, wie das funktioniert" eher lapidar kommentiert.

Rückzug

Die Antwort auf Torvalds Frage liefern nun zwei Kernel-Hacker, die in kurzem Abstand ihren Rückzug verkünden. Den Anfang machte Sarah Sharp, die unter anderem den USB-3.0-Stack entwickelt hat, und (noch) Mitglied des Linux Foundation Technical Advisory Boards (TAB) ist. In einem Blogeintrag betont sie, dass sie sich viel Zeit für diese Entscheidung genommen habe, aber der geradezu brutale Umgangston, der in der Kernel-Community herrsche, sei für sie einfach nicht akzeptabel.

Keine Bewegung

Sie habe länger versucht, hier Änderungen zu einer respektvolleren Umgangsweise voranzutreiben, sei damit aber weitgehend auf taube Ohren gestoßen. Selbst viele persönlich nette Kernel-Entwickler würden nichts tun, um am aktuellen Zustand etwas zu ändern. Es gebe hier eine verheerende Dynamik, die die Wünsche des aktuellen Maintainers (Torvalds) über einfachen zwischenmenschlichen Anstand stelle.

Abgang Nummer 2

Kurz danach folgte ihr Mathew Garrett, der viele Teile des Power-Management aber auch UEFI Secure Boot und TPM geschrieben hat – und ebenfalls Mitglied des Linux TABs ist. Garrett nennt dabei auch explizit Torvalds Umgangsweise als Grund, warum er sich aus der Kernel-Community zurückzieht. Seine eigenen Kernel-Entwicklungen will er jetzt in einem eigenen Repository vorantreiben, und auf der Kernel Mailing Liste nur mehr mitdiskutieren, wenn das im Rahmen seines Jobs (bei Core OS) unbedingt notwendig ist. (apo, 8.10.2015)