Wien – Anwälte setzten immer mehr Zeit und Kosten ein, um in Anwaltsrankings vorzukommen. Aber zahlt sich der Einsatz auch für kleinere Kanzleien aus? Alexander Gendlin glaubt, ja, wenn man es richtig macht. Der Berater von Anwaltskanzleien hat einen "Kompass Kanzlei-Rankings" verfasst, der großen und kleinen Sozietäten als Leitfaden durch den Rankingdschungel dienen soll.

Denn es gebe immer mehr Rankings, und nicht alle seien für jeden gleich gut geeignet, sagt Gendlin. Von 35 untersuchten Rankings ist für österreichische Kanzleien maximal die Hälfte von Interesse. "Größere Kanzleien müssen bei all diesen Rankings dabei sein, aber kleinere sollten selektiver vorgehen", betont Gendlin.

Öffentliche Aufmerksamkeit

So sei es für kleine sinnlos, zum Beispiel bei Thompson-Reuters einzureichen, die vor allem auf Umsätze schauen, während man sehr wohl auch als spezialisierter Einzelanwalt die Chance hat, mit einer guten Einreichung bei Chambers oder Legal 500 ungefähr in die Tier-3- oder Tier-4-Kategorie hineinzukommen. Das brächte bereits viel öffentliche Aufmerksamkeit, ist Gendlin überzeugt.

"Es ist eine kostengünstige Form der Außenkommunikation und des Marketings", sagt er. "Eine Rangliste versteht jeder, darum ist sie so schlagkräftig." Eine gut gereihte Kanzlei werde eher von Unternehmen beauftragt, weil sich der verantwortliche Manager dadurch absichert. "Wenn etwas schiefgeht, kann er sagen, tut mir leid, aber ich habe ja eine Topkanzlei genommen."

Zu viel oder zu wenig

Zwei grundsätzliche Fehler stellt Gendlin bei Einreichungen fest: "Die Kanzleien schreiben entweder zu viel oder zu wenig." Zu große Schriftsätze über Causae werden leicht ignoriert, aber nur ein paar lobende Sätze über die eigene Arbeit würden auch nichts bringen. Erfolgversprechend seien vor allem kompakte und übersichtliche Dokumentationen einer spezifischen Causa.

Und welchen Sinn haben Rankings wie jenes von Format, das auf Empfehlungen von anderen Anwälten basiert? "Sie sagen etwas aus über den Grad der Vernetztheit eines Anwalts, und auch das hat eine Aussagekraft." (ef, 11.10.2015)