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Ernest Hemingway an der Schreibmaschine in seiner Sun Valley Lodge in Idaho.

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Ein Marlin wird bei dem "Ernest Hemingway Marlin Fishing Tournament" in Cojimar, Kuba gewogen.

Foto: AP/ Javier Galeano

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84 Tage ohne Fang. Doch auch am 85. Tag fährt der alte Fischer Santiago wieder weit aufs Meer hinaus. Tatsächlich beißt ein ungewöhnlich großer und ausdauernder Marlin an. Zwei Tage und Nächte dauert das schmerzhafte und zähe Ringen, dann gewinnt der alte Mann den Kampf und kann den Fisch schließlich am Boot vertäuen. Er tritt den Heimweg an. Doch die vom Blut angelockten Haie sind nicht weit, und als der Fischer im Heimathafen ankommt, ist von dem Marlin nur noch das Gerippe übrig.

Ein Mann kann vernichtet werden, nicht aber besiegt

Was heute als Klassiker der Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts gilt, war für den damals 53-jährigen Hemingway nach einer Zeit, in der er weder bei Kritik noch bei Publikum gut ankam, ein lang ersehnter Erfolg. Schon wegen dieser doch recht augenscheinlichen Parallele von Autor und Figur sahen sich zahlreiche Kritiker bemüßigt, die Novelle als Parabel auf das Schriftstellertum mit all seinen Enttäuschungen zu lesen und die gefräßigen Haie als brutale Literaturkritiker zu deuten. Dabei war der Fischer Santiago in Hemingways Ideenkosmos schon 16 Jahre zuvor aufgetaucht. Die aufgeladenen Erstinterpretationen wurden dadurch ein gutes Stück entkräftet.

Tatsächlich lädt das lakonisch, sachlich geschriebene Werk schnell zu Interpretationsversuchen ein. Hemingway ist nicht erst seit dieser Geschichte bekannt für seinen "Eisberg-Stil", wonach ein Achtel der Geschichte gleich einem Eisberg "über dem Wasser" zu erkennen sei, der Rest aber unter der Oberfläche bleibe.

Der Autor selbst verwehrte sich zwar gegen eine symbolistische Interpretation seiner Narration, nichtsdestotrotz fand und findet diese natürlich statt. Auch die Deutung der Geschichte mithilfe von bereits erwähnten biografischen Ansätzen ist recht beliebt. Und nicht zuletzt findet kaum ein Reden über Hemingway im Allgemeinen statt, ohne auf seinen (sprachlichen) Machismo hinzuweisen.

Wie auch in anderen Werken des US-amerikanischen Autors stehen in "Der alte Mann und das Meer" männlich konnotierte Kämpfe und Konflikte im Vordergrund. Das Leid wird, so auch in dieser Novelle, stoisch und würdevoll vom Helden ertragen.

Diskutieren Sie mit!

Wie stehen Sie zu Hemingways berühmter Novelle? Können Sie mit den skizzierten Standpunkten zu dem Werk etwas anfangen? Finden Sie das Ende tragisch oder hoffnungsvoll – wird der alte Mann vom Schicksal besiegt oder hat er geschafft es zu wenden? Haben Sie Motive aus der Geschichte in anderen Werken Hemingways wiedergefunden? Mit welchen Klassikern anderer Autoren lässt sich die Novelle vergleichen? Hat sich eine Szene oder ein Zitat besonders in Ihr Gedächtnis gebrannt? Haben Sie auch die diversen Verfilmungen gesehen – sind diese gelungen? Haben Sie das Buch damals im Rahmen des Unterrichts oder zu einem späteren Zeitpunkt in Ihrem Leben gelesen? Welchen Eindruck hat es bei der ersten Lektüre bei Ihnen hinterlassen? (aan, jmy, 15.10.2015)