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Düstere Zeiten befürchten nun auch die Zulieferer von VW.

Foto: AP/Stratenschulte

Wie dramatisch die Folgen der VW-Abgasaffäre der gesamten deutschen Wirtschaft aufs Gemüt schlagen, zeigt sich im aktuellen ZEW-Barometer, das die Stimmung der deutschen Börsenprofis wiedergibt. Und die ist schlecht. Laut dem deutschen Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung so schlecht wie seit einem Jahr nicht mehr. Zwar ist daran laut ZEW-Präsident Clemens Fuest nicht nur VW, sondern auch die Schwäche der Schwellenländer schuld, beide zusammen aber "dämpfen die Konjunkturaussichten für Deutschland".

Auch bei Europas größtem Autobauer dürfte es um die Stimmung nicht besser bestellt sein, muss VW doch mit milliardenschweren Strafen und Schadenersatzforderungen rechnen. Allein für Rückrufe hat Volkswagen 6,5 Milliarden Euro zur Seite gelegt, Investitionen sollen um eine Milliarde Euro im Jahr gekürzt werden. Zulieferer dürften dabei nicht ungeschoren davonkommen. Das deutsche "Handelsblatt" spekuliert, dass Volkswagen hier rund drei Milliarden Euro einsparen will. Eine offizielle Stellungnahme von VW steht noch aus.

Kollateralschäden befürchtet

Auch hierzulande befürchten die Zulieferer Kollateralschäden. In Österreich setzen die rund 700 Betriebe der Branche laut Wirtschaftskammer jährlich gut 40 Milliarden Euro um. Laut der Austrian Automotive Association sind 175.000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt vom automotiven Sektor abhängig. Kein Wunder also, dass besorgt in Richtung Wolfsburg geblickt wird. Für den oberösterreichischen Autozulieferer Polytec beispielsweise ist VW ein bedeutender Kunde, 28,5 Prozent des Umsatzes entfallen auf VW-Pkws. Die Aktie des Unternehmens litt schon in den vergangenen Wochen stark unter den Auswirkungen des Skandals, konnte sich aber mittlerweile etwas erholen. Ebenfalls im Geschäft mit VW ist der Linzer Stahlerzeuger Voestalpine, allerdings in einem eher geringen Umfang. Rund 2,5 Prozent der Umsätze verdanken sich Pkws von Volkswagen.

Höherer Druck

Konkret ist davon auszugehen, dass die VW-Einsparungen – wie hoch auch immer sie ausfallen werden – den Druck auf die heimischen Zulieferer erhöhen werden. Bestehende Verträge würden bestimmte Teilepreise beinhalten; inwieweit VW dabei noch Nachbesserungen seiner Lieferanten erwirken kann, sei Verhandlungssache, sagt Erste-Group-Analyst Franz Hörl. Hier könnte es eng werden. "VW hat den Zulieferern auch sonst nichts geschenkt", sagt Hörl. Denn VW ist als harter Verhandlungspartner bekannt und wird nun noch härter verhandeln und von den Zulieferern Zugeständnisse fordern. Unklar ist noch, wie weit diese den Forderungen nachkommen werden.

Geht es nach Polytec-Vorstandschef Friedrich Huemer, nicht allzu sehr: "Wenn wir schon einen gewissen Umsatzrückgang in Kauf nehmen müssen, werden wir sicher keine Bereitschaft haben, ohne Gegenleistungen irgendwelche Zugeständnisse zu machen." Huemer geht davon aus, dass sich – auch wenn man momentan keine Abnahmen spüre – in den nächsten Wochen und Monaten eine Umsatzdelle ergeben wird. In "überschaubarem" Ausmaß, wie er präzisiert.

Seitens der Voestalpine will man die Gerüchte rund um den VW-Konzern nicht kommentieren. Nur so viel: Derzeit gebe es keine merkbaren Auswirkungen, sagt Voestalpine-Pressesprecher Peter Felsbach auf Nachfrage. Bis zu einem gewissen Grad sei zwar damit zu rechnen, "aber wir gehen davon aus, dass es sich nur um temporäre Effekte handelt".

"Kostenweitergabe ist keine Neuheit"

In die gleiche Kerbe schlägt Franz Lückler, Geschäftsführer des Autoclusters AC Styria: "Es ist keine wirtschaftliche Neuheit, dass Automobilbauer versuchen, potenziell entstehende Mehrkosten an Zulieferer weiterzugeben." Lückler wehrt sich aber dagegen, dass strategische Veränderungen eines Automobilbauers auf Kosten der Zulieferindustrie gehen sollen. Was genau er der Marktmacht eines Konzerns wie VW entgegensetzen will? Lückler setzt auf die Innovationsfähigkeit seiner Branche.

Die Partnerunternehmen trimme man vor allem darauf, sich nicht von einem einzelnen Kunden abhängig zu machen, sagt Lückler. Im Autocluster Oberösterreich hält man die langfristigen Auswirkungen durch den Imageschaden, etwa Rückgänge bei den Absatzzahlen, für das weitaus größere Problem, sagt Cluster-Manager Wolfgang Komatz. "Und die sind noch gar nicht abzuschätzen." (rebu, roda, 13.10.2015)