Die Designer der "Interioe-Kollektion" und ihre Macher (hintere Reihe von links): Marek Gut (March Gut), Katrin Radanitsch (Dottings), Thomas Feichtner, Christoph March (March Gut), Sofia Podreka (Dottings), Patrick Rampelotto; sitzend von links: Robert Rüf, Patrycja Domanska, Janet Kath (Interio-Eigentümerin) und Kuratorin Lilli Hollein.

Foto: Interio

Geschmäcker sind verschieden. Das ist gut so. Auch die Geschmäcker der Österreicher sind verschieden. Das ist nicht immer gut so, fährt doch ein beträchtlicher Teil heimischer Zeitgenossen zwecks Einrichtungskauf in eines der Megamöbelhäuser, draußen vor der großen Stadt, bekannt aus Funk und Fernsehen. Aber wie heißt es? Über Geschmack lässt sich nicht streiten.

Dann aber bitte auch nicht darüber, dass dem Einrichtungshaus Interio ein wirklich guter Wurf gelungen ist, eine Idee aufgegangen ist, auf die man eigentlich schon längst hätte kommen sollen. Das 1974 gegründete Möbelhaus mit 13 Niederlassungen in ganz Österreich hat eine Kollektion von insgesamt zwölf Möbeln herausgebracht, die von sechs jungen und namhaften Designern stammen.

Sekretär Waldegg von March Gut.
Foto: Interio

Ausgewählt aus der gut gedeihenden Herde heimischer Gestalter haben die Design-Week-Direktorin Lilli Hollein und Interio-Eigentümerin Janet Kath, genannt wird die Serie "Interio – die österreichische Kollektion". Zu haben sind neu interpretierte, klassische Möbeltypen: Tisch und Bank, Kredenz, Diwan, Zweiersofa, Garderobe, Bett, Sekretär und noch mehr. Alle Stücke sollen etwas Österreichisches ausstrahlen, eine Art Quintessenz heimischer, traditioneller Handwerkskunst, gemischt mit einem modernen Zugang. Das Experiment ist gelungen. Die Kollektion wirkt trotz der teilweise altehrwürdigen Möbeltypen jung, frisch und leicht, dem tut auch einiges an Eichenholz nichts Ungutes.

Tisch und Bank Stuben von Thomas Feichtner.
Foto: Interio

Keine Schnitzelsemmel

Unter dem Strich zeigt die Objektfamilie, deren Mitglieder nach österreichischen Orten benannt wurden, dass Möbel für heimische Stuben – kulinarisch betrachtet – nicht das Äquivalent einer Schnitzelsemmel sein müssen. Manche von ihnen wirken einem traditionellen Zugang verbundener als andere. Das macht aber nichts. Etwa die Sitztruhe und der Bauernkasten namens "Lorena" des Designers Robert Rüf, dem es geglückt ist, einem schwer klingenden Möbeltypus etwas reduziert Leichtes zu verleihen, ohne ihm den Ausdruck zu geben, es fehle ihm an Fundament. Dafür sorgt unter anderem die fachwerkartige Konstruktion der Objekte. Der Bregenzerwälder spricht von einer "alpinen Vertrautheit".

Weitaus verspielter kommen der Sekretär "Waldegg" des Linzer Designduos March Gut oder der Diwan "Falbeson" von Patrycja Domanska daher. Ersterer erinnert an einen überdimensionalen, frivolen Rechenschieber samt Ledertasche. Über ihren Diwan, eins von zwei Polstermöbeln mit Beinen, die mit Stoff bezogen sind, sagt Patrycja Domanska, er sei ein "zurückhaltendes Chamäleon", da er als Sofa, Chaiselongue und Gästebett funktioniert.

Sofa von Patrycja Domanska.
Foto: Interio

Made in Austria

Interio-Chefin Janet Kath, die mit Interio schon früh dazu beigetragen hat, das Image von Möbelhäusern ein ordentliches Stück weit aufzupolieren, hat bezüglich der "Interioe-Linie" noch mehr Neuigkeiten parat: "Wir verstehen diese Kollektion als passende Ergänzung zu unseren bestehenden Linien. Zu ihr sollen sich mit der Zeit auch Accessoires sowie weitere Entwürfe und limitierte Editionen gesellen." So weit, so gut.

Die Kollektion würde ihrem Namen nur wenig gerecht werden, würde sie nicht auch in Österreich produziert werden, nämlich von den Neuen Wiener Werkstätte, von Joka, Umdasch und Robert Horn. Erhältlich sind die Möbelfrischlinge in einem Preisrahmen von 99 Euro für Patrick Rampelottos Garderobenhaken "Mondsee" bis hin zu 1790 Euro. So viel kostet zum Beispiel der Tisch "Stuben" oder die Kredenz "Lavand" von Thomas Feichtner, der ebenso im Reigen vertreten ist wie das Duo Dottings mit seinem reduzierten Bett "Eben". All das kost' zwar nicht fast nix, aber wenn es stimmt, dass Geschmäcker verschieden sind, dann trifft es auch zu, dass alles seinen Preis hat. (Michael Hausenblas, Rondo, 21.10.2015)

Gut in Form: Bauernkasten von Robert Rüf.
Foto: Interio