Die aktuellen Zahlen machen es deutlich: Netflix braucht dringend Erfolg außerhalb der USA. Der Kernmarkt des Video-Streaming-Services kann die Wachstumshoffnungen nicht mehr erfüllen, der Gewinn ist zuletzt um 50 Prozent eingebrochen. Kein Wunder also, dass Netflix zunehmend in europäische Märkte drängt, in diesen Tagen geht das Angebot etwa in Italien, Spanien und Portugal an den Start.

Langsamer als erwartet

Und doch zeigen die bisherigen Erfahrungen: Ganz so einfach, wie sich Netflix die Eroberung Europas vorgestellt hat, geht es auch nicht. Denn auch in Europa bleiben die Abozahlen bisher unter den Erwartungen, wie die Analysten von Futuresource Consultancy gegenüber der New York Times betonen. Die Ursache dafür sieht man vor allem in einem Punkt: Die europäischen Märkte seien sehr stark lokal orientiert, sowohl sprachliche als auch kulturelle Unterschiede spielen hier eine wichtige Rolle.

Zudem hat Netflix in Europa ganz andere Startbedingungen: Während man in den USA von Anfang an der Platzhirsch war, ist man in Europa der Herausforderer. In vielen Ländern gibt es lokale Dienste, die schon vor Netflix erhältlich waren, dazu kommt, dass große internationale Konkurrenten wie Amazon oder der Streaming-Service von Sky in vielen Ländern praktisch zeitgleich auf den Markt drängen.

Europäische Inhalte

Entsprechend gelassen gibt sich auch Jacinto Roca, Chef des spanischen Video-on-Demand-Services Wuaki.tv. Dieses hat aktuell 2,5 Millionen Abonnenten in sieben Ländern, bis Ende des Jahres sollen drei weitere hinzukommen. Die Realität seit, dass europäische Nutzer auch europäische Inhalte wollen, zeigt sich Roca überzeugt.

Frankreich

Besonders deutlich zeigen sich die Startschwierigkeiten von Netflix in Frankreich: Ein Jahr nach dem Start hat der Streaming-Service nach aktuellen Schätzungen "nur" 700.000 Abonennten für sich gewonnen, und liegt damit unter den gesteckten Erwartungen. Vor allem aber bleibt man damit hinter dem lokalen CanalPlay zurück. Die Befürchtungen, dass Netflix lokale Anbieter schnell vom Markt fegen werden, hätten sich nicht erfüllt, resümiert auch CanalPlay-Boss Manuel Alduy. Netflix werde fraglos dauerhaft einen Platz in Europa finden, der alles hinwegfegende Erfolg, den viele erwartet haben, sei es bisher aber nicht.

Reaktion

Netflix reagiert auf diese Herausforderungen, indem man versucht weniger US-zentriert zu werden. Ein erstes Beispiel hierfür ist die Serie Narcos, die zu weiten Teilen auf spanisch gedreht wurde. Doch auch in Zukunft sollen mehr lokale Inhalte folgen.

Speed-Ranking

Unterdessen hat Netflix eine neue Ausgabe seines Geschwindigkeitsindex veröffentlicht, der verdeutlichen soll, welcher Internetanbieter die besten Streamingraten bietet. In Österreich führt dabei weiter Liwest vor Kabelplus, an dritter Stelle befindet sich nun aber CableLink, das UPC überholt hat. Und dahinter hat A1 mit einem deutlichen Geschwindigkeitszuwachs (von 2,58 auf 3,16 Mbit/s) den Konkurrenten Tele 2 überholt. (red, 19.10.2015)