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Samuel Oppong (links) "Neben dem Sport eine Lehre zu machen ist viel stressiger, als nur in die Schule zu gehen."

SK Rapid

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"Ich habe noch kein Training verpasst, auch die Vormittagstrainings kann ich besuchen. Das war in der Schule nicht möglich", sagt Oliver Strunz (links), Rapid-Nachwuchsspieler.

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Angefangen hat alles in einem kleinen Wiener Park. Hier entdeckte Samuel Oppong seine Leidenschaft für Fußball. In seinem Herkunftsland Ghana war Oppong noch dem Bodenturnen verschrieben, in Wien tauschte er die Matte gegen die Fußballschuhe. Derzeit spielt der 17-Jährige in der U18-Akademiemannschaft vom SK Rapid. Er absolviert also die Rapid-Akademie, die Kaderschmiede des österreichischen Rekordmeisters.

Doch ob es mit dem Traumberuf Profifußballer auch etwas wird, kann Oppong derzeit nur hoffen. Verletzungen oder zu wenig Talent können eine Karriere schnell beenden. Daher hat er vor einem Jahr eine Lehre zum Maurer begonnen – neben der Rapid-Akademie. "Es ist nicht fix, dass ich Fußballprofi werde. Darum ist es wichtig, eine berufliche Ausbildung zu haben, mit der ich auch Geld verdienen kann“, sagt der Nachwuchsspieler.

Laut einer Studie der österreichischen Vereinigung der Fußballer von 2014 zwei Drittel aller befragten Fußballer Matura oder einen Lehrabschluss, knapp ein Viertel der Spieler hat keine Schulausbildung oder nur einen Pflichtabschluss.

Seine Maurerlehre absolviert Oppong in der Bauakademie Wien, einer überbetrieblichen Ausbildungsstätte, die 2009 das Projekt "Fußball und Lehre“ startete. Dieses will Leistungssport mit einer Berufsausbildung verknüpfen und so sicherstellen, dass die Spieler keine Trainingseinheiten und Spiele verpassen. Die Lehre dauert wie üblich drei Jahre.

Dichter Wochenplan

Für jene Spieler der Fußballakademie, die keine Lehre in einem Kooperationsbetrieb machen, sei das oft schwierig und somit auch die Chance auf eine Profikarriere geringer. Denn der Wochenplan ist dicht: Viermal pro Woche haben Oppong und seine Teamkollegen Training, an zwei Tagen vormittags und nachmittags, am Wochenende sind Spiele. Dazwischen arbeitet Oppong oder geht in die Berufsschule.

"Ich habe noch kein Training verpasst, auch die Vormittagstrainings kann ich besuchen. Das war in der Schule nicht möglich“, sagt Oliver Strunz, Nachwuchsspieler in der U16-Akademiemannschaft von Rapid. Seit September macht der 15-Jährige eine Bürokaufmann-Lehre im überbetrieblichen Ausbildungsbetrieb Ibis Acam.

"Die Lehre ist die perfekte Ausbildung für mich“, sagt Strunz, der seit 2009 bei Rapid ist. Eine große Auswahl an Berufen hatte er aber nicht: Derzeit können sich die Nachwuchsspieler nur zwischen der Bauakademie und Ibis Acam entscheiden. "Diese Lehrberufe wurden gewählt, weil sie als geeignet gesehen wurden und auch eine entsprechende organisatorische Umsetzung möglich ist“, sagt Peter Grechtshammer, Leiter der Rapid-Akademie. Man versuche, das Angebot auszuweiten.

Zwei Ausbildungen auf einmal

Derzeit sind 13 Nachwuchsspieler in einem der beiden Ausbildungsmodelle. Allein mit Strunz sind fünf Teamkollegen in der gleichen Lehr-Gruppe: „Ich sehe sie mittlerweile öfter als meine Familie“, sagt der 15-Jährige. Denn die Freizeit ist knapp: „Ich habe wenig Pausen und Entspannung. Darum nehme ich die Trainingssachen mit ins Büro und fahre direkt nach der Arbeit zum Fußballplatz.“

Auch Oppong hat wenig Freizeit: "Neben dem Sport eine Lehre zu machen ist viel stressiger, als nur in die Schule zu gehen.“ Es würde darauf geachtet werden, dass etwa Prüfungswochen und Spiele nicht zusammenfallen. "Im Mannschaftsbus kann man nicht lernen, und auch im Hotel ist es schwierig, mit dem Kopf nicht beim Fußball zu sein“, sagt der 17-Jährige. Ein Sportpsychologe hilft den Spielern, sich besser zu fokussieren. „Die Spieler absolvieren ein sehr intensives Programm, da sie eigentlich zwei Ausbildungen auf einmal machen. Da braucht man einen starken Willen und viel Disziplin“, sagt Grechtshammer.

Disziplin, Teamarbeit, Leidenschaft

Diese Disziplin helfe den Spielern aber auch in der Lehre: "Im Sport als auch in der Lehre sind die gleichen Eigenschaften gefragt“, sagt Grechtshammer. Etwa Teamarbeit, Einsatzbereitschaft, Leidenschaft und Pünktlichkeit.

Derzeit sehen Oppong und Strunz die Lehre als zweites Standbein: "Sie ist wichtig, denn eine Ausbildung gehört zum Leben“, sagt Oppong. Dennoch ist sie nicht das primäre Ziel: Die beiden wollen in den Profifußball. Strunz will Profi beim englischen Verein Arsenal werden, Oppong spielt bereits in der U18 des österreichischen Nationalteams. Vorbild hat er keines: "Vielleicht werde ich ja selber einmal für jemanden eines.“ (Selina Thaler, 26.10.2015)