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Während die einen Groschen zählen – können die anderen aus dem Vollen schöpfen.

Foto: AP/Probst

Wien – Die Verlierer der Eurokrise waren die Iren, zu den wenigen Gewinnern zählen die Niederländer, aber auch die Österreicher. Das sind einige der Ergebnisse einer neuen Studie der Europäischen Zentralbank (EZB) über die Finanzvermögen der Menschen in der Eurozone.

Die EZB erhebt regelmäßig Daten zu Einkommen und Finanzvermögen. Bisher wurden diese Zahlen nur in einer übersichtlichen Datenbank abgelegt, was die Vergleichbarkeit der Werte erschwerte. Das soll sich nun ändern. Die EZB wird ab November regelmäßig über die Einkommens- und Vermögenssituation informieren. Einen ersten Einblick in die Zahlen gewährten die Zentralbanker bereits am Dienstag mit einer Vorabpublikation.

Spur der Verwüstung

Demnach hat die Eurokrise eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Die EZB-Ökonomen haben sich angesehen, wie sich die Netto-Finanzvermögen, also Spareinlagen, Aktienportfolios, Lebensversicherungen und private Pensionsvorsorgen abzüglich von Schulden, entwickelt haben. Im Schnitt hat demnach jeder Ire in den Jahren zwischen Anfang 2011 und Anfang 2015 ein Vermögen von 18.500 Euro verloren. Das entspricht dem Wert eines kompakten Mittelklassewagens.

Ansehnlich sind auch die Verluste in Spanien, wo die Vermögen pro Kopf um 12.700 Euro zurückgegangen sind. Während in elf der 19 Euroländer die Vermögen schrumpften, sind die Menschen in sechs Ländern statistisch gesehen reicher geworden.

In diese Kategorie fällt auch Österreich: Laut EZB ist das heimische Finanzvermögen pro Kopf zwischen 2011 und 2015 um 9300 Euro angewachsen. Wobei es ein Plus in allen Kategorien, also vom Sparbuch bis hin zur Lebensversicherung, gab. Den größten Vermögenszuwachs verzeichneten die Niederländer mit einem Plus von immerhin 33.600 Euro. Laut EZB haben sie vor allem von der Erholung der Finanzmärkte profitiert. Rang zwei bei den Gewinnern geht an Belgien, ein Plus gibt es auch für Deutschland.

Die nun publizierten EZB-Zahlen sagen allerdings nichts über die Vermögensverteilung aus. Einige Superreiche, die erfolgreiche Finanzdeals abschließen, können die Statistik stark verzerren.

Dafür machen die Zahlen deutlich, wie groß die Unterschiede zwischen den Euroländern beim absoluten Finanzvermögen sind (siehe Grafik): Auf Platz eins landen die Niederlande, weit abgeschlagen sind die Slowaken. Österreich liegt vor Deutschland.

Einkommensverluste

Deutlich wird aus den Zahlen auch, wie stark die Einkommensverluste für viele Menschen seit Krisenausbruch gewesen sind. Die Griechen etwa haben seit 2011 rund 16 Prozent ihres Einkommens (inflationsbereinigt) eingebüßt. Die Einkommen der Österreicher stagnieren seit vier Jahren. Dafür gibt es mehrere Ursachen, sagt Thomas Leoni vom Wirtschaftsforschungsinstitut. Neben der hohen Inflation war die Entwicklung der Löhne moderat. Die Zahl der Einwohner ist in Österreich kräftig gestiegen, was sich in den Pro-Kopf-Berechnungen ebenfalls niederschlägt.

Ebenfalls neu vorgestellt wurde eine Analyse des Betreibers der Website Immobilienscout 24, die zeigt, wie die Österreicher ihr Geld verwenden. Demnach müssen die Menschen im Schnitt 29 Prozent des Nettoeinkommens für Wohnkosten veranschlagen. (András Szigetvari, 21.10.2015)