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Im präfrontalen Kortex wird der Alkoholkonsum gesteuert.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Der Alkoholkonsum in Europa ist alarmierend hoch, hieß es kürzlich im Europäischen Gesundheitsbericht 2015. In diesem Negativ-Ranking ist Österreich regelmäßig auf den vorderen Plätzen zu finden. Rund 200.000 Menschen neigen hierzulande zu exzessivem Trinken, wie eine repräsentative Umfrage von GfK ergeben hat, die im März dieses Jahres beim Interdisziplinären Symposium zu Suchterkrankungen präsentiert wurde.

In Zahlen: Neun Prozent der Bevölkerung trinken vier Mal oder öfter pro Woche Alkohol. Die Jahres-Konsummenge von 12,2 Liter reinem Alkohol ist im EU-Vergleich ein Spitzenwert und laut OECD-Zahlen um 1,1 Liter mehr Alkohol als der EU-Durchschnitt.

Bei etwa fünf Prozent der Menschen entwickelt sich eine krankhafte Alkoholabhängigkeit. Sie verlieren die Kontrolle: Über sich, über ihr Trinken, über den Alkohol.

Achtsamkeitszellen entdeckt

Den Mechanismus hinter diesem Kontrollverlust haben nun Forscher des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim untersucht. Als gesichert gilt, dass unkontrollierter Alkoholkonsum in der vorderen Großhirnrinde, dem präfrontalen Kortex, verortet ist. Diese Gehirnregion beeinflusst einen Großteil des Alltagsverhaltens, unter anderem über die Steuerung von Aufmerksamkeit und die Kontrolle von Motivationen und Emotionen.

Durch Versuche am präfrontalen Kortex von Ratten konnten die Wissenschaftler eine kleine Gruppe von besonderen Nervenzellen, die "Achtsamkeitszellen" identifizieren, deren Aufgabe es ist, bestimmte unbewusste Gewohnheiten zu unterbrechen. In ihrem Experiment schalteten die Forscher diese Neuronen in lebenden Tieren aus.

Das Ergebnis: Kamen die Ratten in eine Umgebung, in der sie gewohnt waren, Alkohol zu erhalten, dann löste das ohne die "Achtsamkeitszellen" ein verstärktes Verlangen nach Alkohol aus.

Exzessiver Alkoholkonsum und seine Folgen

Das spezifische Gebiet im präfrontalen Kortex wird von den Neurowissenschaftlern als Area 25 bezeichnet. Studien der Universität Heidelberg haben gezeigt, dass Neuronen in dieser Region besonders empfindlich auf wiederholten starken Alkoholkonsum reagieren. Bei Alkoholpatienten ist diese Area 25 geschädigt.

Den Untersuchungen zufolge sind bei einem Funktionsausfall in dieser Hirnregion grundlegende Mechanismen der Achtsamkeit beeinträchtigt, wodurch sich wiederum die Gefahr eines Rückfalls erhöht. (red, 22.1.2015)