Guatemala-Stadt – Der TV-Komiker Jimmy Morales hat die Stichwahl um das Präsidentenamt in Guatemala deutlich gewonnen. Der Kandidat der nationalistischen Partei FCN kam auf 69,05 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt am Sonntag nach der Auszählung fast aller Urnen bekannt gab. Auf Sandra Torres von der sozialdemokratischen Partei UNE entfielen demnach 30,95 Prozent der Stimmen.

Die frühere First Lady räumte ihre Niederlage ein. "Das Volk hat entschieden und wir respektieren das", sagte sie am Sonntagabend (Ortszeit). "Wir erkennen den Triumph des Kandidaten Morales an."

Mit nur gut 51 Prozent lag die Wahlbeteiligung deutlich hinter der ersten Runde im September. Damals waren 70,38 Prozent der Guatemalteken zur Wahl gegangen, so viele wie niemals zuvor.

Der politische Newcomer Morales profitierte von dem Verdruss vieler Guatemalteken über die korrupten Polit-Eliten. Ex-Präsident Otto Perez und seine frühere Stellvertreterin Roxana Baldetti sitzen wegen Schmiergeldvorwürfen in Untersuchungshaft. Sie sollen sich über einen Korruptionsring im Zollwesen bereichert haben.

Der 46-jährige Wahlsieger steht vor großen Herausforderungen. Er muss das Vertrauen der knapp 15 Millionen Guatemalteken in die Institutionen des Landes wieder herstellen, die schwere Kriminalität bekämpfen und die Staatseinnahmen in Mittelamerikas größter Volkswirtschaft erhöhen.

Guatemala ist noch immer von dem Jahrzehnte währenden Bürgerkrieg gezeichnet, der im Jahr 1996 beendet wurde. Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 3.478 US-Dollar gehört Guatemala zwar zu den Ländern mit mittlerem Einkommen. Der Reichtum ist aber höchst ungleich verteilt, und es gelten über die Hälfte der Menschen als arm. Mehr als zwei Fünftel der Bevölkerung gehören zu den indianischen Ureinwohnern, ihre europäisch-stämmigen Landsleute beherrschen jedoch Politik und Wirtschaft. Die Staatsverschuldung legte zuletzt deutlich zu. Nach Angaben der Weltbank hat das Land mit zwölf Prozent die niedrigste Steuerquote weltweit. Gemessen an der Größe der Volkswirtschaft sind die öffentlichen Ausgaben nirgendwo so gering wie in Guatemala. (APA/dpa, 26.10.2015)