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Ein Stein des parteiinternen Anstoßes: Norbert Darabos, der den Faymann-Kritiker Peter Rezar als Landesrat abgelöst hat.

APA/Robert Jäger

Eisenstadt – Das Bild der Einmütigkeit, das die burgenländische SPÖ sich gerne macht von sich selber, hat spätestens seit der Regierungsbildung im Sommer ein paar Unmutstrübungen hinnehmen müssen. Das liegt nicht nur am Zusammengehen mit den Blauen, sondern auch an Personalien.

Landeshauptmann Hans Niessl muss sich diesbezüglich vor allem aus dem Mittelburgenland einiges anhören. Immer noch sind viele Oberpullendorfer Genossen und Genossinnen schwer verärgert darüber, dass ihr Spitzenkandidat, der langjährige Soziallandesrat Peter Rezar, Norbert Darabos Platz machen würde.

Möglicher Nachfolger

Ob er denn – so wurde der rote Landeschef unlängst auf einer Bezirksausschusssitzung fast peinlich befragt – von Bundeskanzler Faymann gezwungen wurde, den glücklosen Bundesgeschäftsführer ins Burgenland zu holen, "damit die Bundespartei zur rot-blauen Koalition schweigt". Oder sei das gar die Strafe dafür gewesen, dass Rezar Faymann harsch kritisierte ob seiner Performance?

Niessl, so ein Sitzungsteilnehmer, habe nicht nur bei dieser Frage recht unwirsch reagiert. Von niemandem lasse er sich wen aufs Aug drücken. Darabos sei ein möglicher Niessl-Nachfolger. Man müsse an die Zukunft denken.

Drei Fragen

Drei Fragen sollen es gewesen sein, welche die Aufmüpfigen ihrem Chef gestellt haben. Symbolisch genug: Ebenso viele hat Josef Cap 1982 dem amtierenden Landeshauptmann Theodor Kery gestellt. Und Kery, den Cap damals ziemlich ramponierte, stammte aus dem Bezirk.

Es war eine unüberhörbare Anspielung. "Mich", sagte ein älterer Sitzungsteilnehmer zum STANDARD, "erinnert der Niessl immer mehr an Kery in seiner Endphase." Ungeduldig, ein wenig selbstherrlich, kritikmüde.

Wichtige Diskussionen

Hans Niessl sieht das etwas anders. In fünf von sieben Bezirken habe er sich den Ausschüssen schon gestellt. "Insgesamt ist die Stimmung sehr gut. Gerade in der Sozialdemokratie ist uns bewusst, dass Diskussionen innerhalb der Gremien sehr wichtig sind."

Freilich führt nicht jede Frage zu Diskussionen. Die dritte aus Oberpullendorf zum Beispiel. Die burgenländische SPÖ habe Ende Mai das schlechteste Wahlergebnis seit 1949 erzielt. Nach einem auf den Spitzenkandidaten zugeschnittenen Wahlkampf. In Niessls Heimatbezirk Neusiedl gab es die schwerste Schlappe. Warum also sei er "als Hauptverantwortlicher dafür nicht zurückgetreten"?

Aus Eisenstädter Sicht ist das keine Frage: Ohne Niessl wär alles noch viel schlimmer. Außerdem geht es wieder bergauf: Mit Stand vergangener Woche gebe es mehr Parteieintritte als -austritte. (Wolfgang Weisgram, 2. 11. 2015)