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Janko Bozovic, hier im Spiel gegen Dänemark bei der WM in Katar, wo Österreich im Jänner das Achtelfinale erreichte, ist ein Spätentwickler, weil er ein Spätbeginner war. Im aktuellen österreichischen Kader zählt er freilich mit seinen 98 Länderspielen, in denen er 221 Tore erzielte, zu den Routiniers.

Foto: apa/epa/bagger

Wien – Mit der Mama, sagt Janko Bozovic, muss er demnächst ein Wörtchen reden. Stanka Bozovic war eine der besten Handballerinnen der Welt, siebenmal Champions-League-Siegerin mit Hypo, WM- und EM-Dritte sowie zweimal Olympiafünfte mit Österreich. In 220 Länderspielen erzielte sie 910 Tore. Kürzlich hat Stanka über ihren Buben geredet. "Er hat nicht meinen Willen", sagte sie, "aber er hat meine linke Hand." Der Bub (30) fand die Aussage, nun ja, halblustig. "Ich bin schon auch sehr ehrgeizig. Sonst wäre ich nicht, wo ich bin."

Den Mittwochabend verbringt Janko Bozovic in der Südstadt vulgo Maria Enzersdorf, wo Österreich ab 20.25 Uhr (ORF Sport Plus) gegen Rumänien antritt. Damit beginnt die Ausscheidung für die WM 2017 in Frankreich, Österreich wird in Gruppe B auch auf Finnland und Italien treffen, nur der Erste erreicht ein Playoff um einen Platz bei der Endrunde. Lösbar, aber schwierig. Von jenem Team, das bei der WM in Katar erst im Achtelfinale knapp am Gastgeber scheiterte, fehlen acht Spieler, allen voran die verletzten Viktor Szilagyi und Raul Santos.

Österreichs isländischer Teamchef Patrekur Johannesson redet "lieber über die Spieler, die mir zur Verfügung stehen", er hat die Mannschaft einigermaßen verjüngt. Auf den einen oder anderen Fehler müsse man vorbereitet sein. "Was ich sehen will, ist unbedingter Einsatz. Wenn ich den nicht sehe, werde ich stinksauer." Bozovic wird von Johannesson ausdrücklich gelobt. "Er hat sich sehr gut entwickelt."

Trotz seiner familiären Vorbelastung hat Bozovic erst als 17-Jähriger mit Handball begonnen, zuvor spielte er Tennis, auf U16-Ebene zählte er zu den Besten in Österreich. Dann warf er in der Pause eines Spiels seiner Mutter spaßhalber ein paar Bälle, zufällig sah ihn ein Trainer, und die Handballkarriere ging los. Seine spezifische Ausbildung erfuhr Bozovic bei UHK West-Wien, 2006 zog es ihn ins Ausland. Bozovic hat schon in Norwegen, Spanien, Deutschland, Ungarn, Italien, Slowenien und Weißrussland gespielt, doch erst heuer, bei Metalurg Skopje in Mazedonien, schlug er richtig ein.

Nach sechs Spieltagen der Champions League liegt Bozovic mit 49 Goals hinter dem Dänen Mikkel Hansen (54) auf Rang zwei der Scorerliste. Der 2,03-Meter-Mann ist, wenn man so will, endlich ans Licht gewachsen. "Aber für einen rechten Rückraumspieler ist das ganz normal, dass er erst mit Dreißig wirklich gut wird." Die Aufstiegschancen sind dennoch nur gering, das Metalurg-Spiel ist halt sehr auf den Österreicher ausgerichtet, zuletzt wurde er immer wieder herausgedeckt.

Mag sein, Metalurgs größtes Ziel liegt sowieso eher daheim. Es gilt, den Stadtrivalen Vardar zu stürzen – und Rabotnicki, die dritte lokale Größe, auf Distanz zu halten. Trainerfuchs Lino Cervar lässt ihn sogar Siebenmeter werfen, auch da macht sich Bozovic gut. "Wenn du gut wirfst, wirst du mental stärker. Und wenn du mental stärker bist, wirfst du besser." Von genau diesem Selbstvertrauen soll das Nationalteam profitieren. Janko Bozovic will es allen zeigen, den Rumänen, den Fans in der fast ausverkauften Südstadt – und der Mama. (Fritz Neumann, 3.11. 2015)