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George Pell in Arbeitskluft.

Foto: AP Photo/Rick Rycroft, File

Vatikanstadt – Der australische Kardinal George Pell, "Wirtschaftsminister" im Vatikan, gerät wegen angeblich verschwenderischen Umgangs mit Geldern unter starken Beschuss. In seinem am Mittwoch erschienenen Sachbuch "Avarizia" (Geiz) veröffentlichte der Journalist Emiliano Fittipaldi Dokumente, wonach Pells Büro in sechs Monaten über eine halbe Million Euro ausgegeben habe.

Teure Flüge in der Business Class auch für kurze Strecken, Mieten für Mitarbeiter des Dikasteriums (Amt der römischen Kurie) im Zentrum Roms, teure Möbel und Restaurierungsarbeiten sollen sich Pell und seine Mitarbeiter in den letzten Monaten gegönnt haben. Auch beim römischen Schneider Gammarelli, der Roben für die Vatikan-Prälaten herstellt, hätten Pell und seine Mitarbeiter viel Geld ausgegeben. Zwischen Juli 2014 und 2015 habe das Wirtschaftsdikasterium insgesamt 501.000 Euro ausgegeben. Eine Bilanz mit allen Ausgaben sei dem Papst gesendet worden, berichtete der Journalist.

Spendengelder

Fittipaldi beleuchtet auch den Umgang des Dikasteriums mit Spendengeldern. Der Vatikan besitze Aktien, liquide Mittel und Anleihen im Wert bis zu neun Milliarden Euro, die von der Vatikanbank IOR und von der Güterverwaltungsgesellschaft APSA verwaltet werden. Auch viel Gold sei in den Vatikan-Kassen aufbewahrt. Goldbarren im Wert von 30,8 Millionen Euro besitze der Vatikan, geht aus Fittipaldis Dokumenten hervor.

In einem Kapitel beschäftigt sich der Investigativjournalist des italienischen Nachrichtenmagazins "L'Espresso" mit dem Immobilienvermögen des Vatikan, das auf rund vier Milliarden Euro geschätzt wird. Zum vatikanischen Immobilienimperium gehören Anwesen in London und Paris, auch wenn sich ein Großteil der Assets in Rom konzentriert. Ein Teil der Wohnungen in Rom ist an Prominente vermietet, meist zu günstigen Preisen.

In seinem Werk veröffentlicht Fittipaldi brisante Dokumente, die Veruntreuung von Spenden durch vatikanische Stiftungen. In Italien skandalumwitterte Unternehmen verstecken angeblich weiterhin Schwarzgelder in Millionenhöhe auf Konten der Vatikanbank IOR. Unter die Lupe nimmt Fittipaldi auch eine 2008 gegründete Stiftung des vatikanischen Kinderkrankenhauses "Bambino Gesu", die Geld für die kleinen Patienten sammelt. Die Stiftung soll 2012 23.800 Euro ausgegeben haben, um den damaligen vatikanischen Staatssekretär Tarcisio Bertone mit einem Charterflugzeug in die Region Basilikata für "Marketingaktivitäten im Interesse des Krankenhauses" zu fliegen, berichtete Fittipaldi.

Fittipaldi nimmt auch die Vatikanbank IOR ins Visier. Über 100 verdächtige Konten gebe es noch in der Vatikanbank trotz Franziskus' Bemühungen, dort mehr Transparenz zu schaffen. Einige Konten seien auf skandalumwitterte Unternehmer zurückzuführen. Der Chef der Finanzaufsichtsbehörde AIF, Rene Brülhart, versicherte, jedoch, dass diese Konten bereits gesperrt worden seien. (APA, 4.11.2015)