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Bekannt als Kämpfer gegen die Sparpolitik: António Costa.

Foto: AFP PHOTO / PATRICIA DE MELO MOREIRA

Portugal bekommt – falls Staatspräsident Cavaco Silva die Spielregeln akzeptiert – eine linke Regierung unter Führung des Sozialisten António Costa. Dieser hat erfolgreich einen Pakt mit dem Linksbündnis Bloco und der kommunistisch-grünen CDU geschmiedet. Der 54-jährige Ex-Bürgermeister der Hauptstadt Lissabon hat damit geschafft, was ihm nur wenige zutrauten: Er ist ganz oben angekommen.

Immer wieder wurde der Jurist unterschätzt, zuletzt bei der Urwahl des Generalsekretärs der Sozialistischen Partei (PS) im vergangenen Herbst. Wider Erwarten besiegte der charismatische Politiker den verknöcherten Parteiapparat und den damals amtierenden Generalsekretär António Seguro, der als Favorit ins Rennen ging. Es waren die ersten Urwahlen in der Geschichte des PS. Costa stach seinen Gegner in drei Fernsehdebatten brillant aus. Die Einschaltquoten lagen bei bis zu 32 Prozent.

Der Publikumserfolg war Costa zu verdanken. Der Sohn des Schriftstellers Orlando da Costa, der aus dem indischen Goa stammte, ist ein bekanntes Gesicht in Portugals Politik. Seit seiner Jugend im PS aktiv, war er Bürgermeister der Hauptstadt und Innenminister unter dem letzten sozialistischen Regierungschef José Socrates. Costa definiert sich gerne als "Macher" und kann seine Erfahrung als Bürgermeister von Lissabon in drei Amtszeiten (2007-2015) anführen. Und er gilt als Mann mit außerordentlicher sozialer Sensibilität. So verlegte er seine Amtsstube vom Terreiro do Paço – dem bei Touristen so beliebten Platz direkt am Meer – in einen von Armut, Drogen und Prostitution geplagten Stadtteil, den er sanieren ließ.

Als Kommunalpolitiker hat er es verstanden, nicht nur die Stammwählerschaft zu mobilisieren, sondern auch enttäuschte Nichtwähler. Auch breite Teile der Intellektuellen und der Künstler in der Hauptstadt unterstützen ihn.

Costa – der als Spitzenkandidat seines PS antrat, obwohl er nicht einmal im Parlament saß – spricht gerne von Gerechtigkeit und greift die Troika an. Portugal habe alle Auflagen von EU und Internationalem Währungsfonds erfüllt, dennoch bleibe der Erfolg aus. Er will jetzt eine sozialere Politik machen, ohne die internationalen Verpflichtungen zu vergessen.

"Das ist der erste Tag einer neuen Regierungsmehrheit. Es ist der erste Tag von den letzten Tagen der Regierung", erklärte Costa, als er vergangenen Herbst die Urwahl gewann. Einer wie er hält, was er verspricht. (Reiner Wandler, 12.11.2015)