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Jeder zweite Lehrling in Österreich fühlt sich laut einer Studie des Instituts für Jugendkulturforschung nicht ausreichend anerkannt,

Foto: Reuters/Jason Redmond

Das Institut für Jugendkulturforschung hat 300 Lehrlinge in Österreich über ihre berufliche Situation befragt. Dabei zeigt sich: Die Lehrlinge sind mit ihrer Ausbildung recht zufrieden, vor allem mit jenem Teil der Lehre, der im Ausbildungsbetrieb stattfindet. 70 Prozent gaben an, sie würden wieder eine Lehre machen, und zwar im selben Beruf und im selben Betrieb.

Über 80 Prozent sagten, sich im Betrieb wohl zu fühlen, 90 Prozent finden ihre Ausbilder kompetent, freundlich und nett.

Demgegenüber empfinden Österreichs Lehrlinge offenbar einen "Anerkennungsmissstand", wie es im Forschungsbericht ausgedrückt wird. So werfen fast 60 Prozent der Lehrlinge Österreichs Politikern vor, nur die Anliegen der Maturanten und Studierenden zu vertreten, sich aber nicht um die Anliegen der Lehrlinge zu kümmern.

Jeder zweite Lehrling sei der Auffassung, dass ihm im Alltag weit weniger Respekt entgegengebracht wird, als Maturanten und Akademikern. Maßgeblich dafür ist offenbar auch die monatliche Lehrlingsentschädigung. 70 Prozent der Befragten empfinden diese als zu gering.

"Das Wollen verlernt"

Das mangelhafte Image der Lehre führt laut Institut für Jugendkulturforschung dazu, dass vor allem Kinder aus Familien "mit geringer Bildungsaspiration und wenig Zukunftsoptimismus" eine Lehre antreten. "Kinder aus solchen Familien haben vom Lebensstart an das Wollen verlernt. Die Konsumkultur ist für sie interessanter als die Arbeitswelt.

Den Glauben an den sozialen Aufstieg mittels Berufserfolg hätten sie verloren. Für die Lehrbetriebe seien "solche Jugendliche" ein Problem: "denn sie haben oft, neben dem Mangel an arbeitsbezogenem Sozialbewusstsein, eine Vielzahl an Sozialdefiziten", heißt es in der Studie. Beides zusammen schränke den "Leistungswillen und Selbstverwirklichungsoptimusmus" beträchtlich ein. Betriebe würden folglich in den sogenannten "war of talents" ziehen, um die verbliebene "Elite der Ausbildungswilligen" für sich zu gewinnen.

Handlungsanleitung für die Politik

Zu seiner Gesellschaftsdiagnose bietet das Institut für Jugendkulturforschung eine Handlungsanleitung für die Politik. Diese lautet: "1. Gebt den Lehrlingen mehr Geld, und zwar nicht in zehn Jahren, sondern jetzt und 2. hört auf mit dem unsäglichen und unerträglichen Kult um Universitäten und andere Formen der Elitenbildung". (Katrin Burgstaller, 16.11.2015)