Edeltraud Hanappi-Egger spricht sich für "vielschichtigere Leistungsbeurteilungsmodelle" aus.

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Wien – Die neue Rektorin der Wiener Wirtschaftsuniversität, Edeltraud Hanappi-Egger, will statt der reinen Messung des Forschungsoutputs künftig "vielschichtigere Leistungsbeurteilungsmodelle" für Mitarbeiter finden. Als Vorbild könne dabei das sogenannte "Performance relative to opportunities"-Modell in Australien dienen, sagte Hanappi-Egger am Montag.

"Bei der Leistungsbeurteilung gehen wir von reduzierten Sichtweisen aus, etwa von sehr linearen traditionellen Biografien, wo es keine Unterbrechungen gibt", betonte Hanappi-Egger. "Gleichzeitig sind da Lebensphasen, wo viel passiert. Man soll lehren, sich in der Universitätsentwicklung engagieren oder in der Forschungskommunikation." Insofern dürfe man etwa bei Berufungen oder Evaluierungen nicht nur den reinen Forschungsoutput messen, sondern etwa auch das Engagement in der Lehre, in der Zivilgesellschaft oder in der Forschungskommunikation."

Publikationen nicht nur addieren

"Wir müssen erkennen, dass Leistungserbringungen immer in Abhängigkeit von gewissen Lebensumständen passieren", meinte Hanappi-Egger. Auf diesem Gedanken baue das "performance relative to opportunities"-Modell auf. "Ich kann natürlich immer die Zahl der Journal-Publikationen zählen und sagen: 15 Publikationen sind mehr als zwölf." Wenn allerdings die 15 Publikationen von einem Inhaber einer Vollzeitstelle kämen und die zwölf von einem Teilzeit-Mitarbeiter, ergebe sich schon ein umfassenderer Informationsgehalt, nannte sie ein Beispiel.

Bessere soziale Durchmischung

Initiativen plant die neue Rektorin auch bei den Studierenden: Hier gehe es darum, zu einer besseren sozialen Durchmischung zu kommen. Hanappi-Egger wollte sich dabei auf keine zu erreichenden Kennzahlen festlegen – "es geht einmal ums bewusste Wahrnehmen und darum, sich dem Thema zu widmen." So könne man etwa die Einladungspolitik für Schulen an den Campus schärfen bzw. aktiv Schulen besuchen und vor Ort informieren. Dann könne man auch identifizieren, welche Pre-Study-Angebote es brauche – etwa neben reiner Information auch Kursangebote. Außerdem sei man gerade am Überlegen, welche Stipendien man hochbegabten Studierenden anbieten könne, die aus einem sozial schwächeren Background kommen.

Am Prüfstand stehen außerdem gerade die Forschungsfördermodelle der WU. Darüber hinaus schaue man, wie man Tenure-Track-Modelle anbieten könne – also Laufbahnmodelle, die Nachwuchswissenschaftern bei Erfüllung bestimmter Kriterien eine durchgängige Beschäftigungsmöglichkeit bieten. (APA, 16.11.2015)