Colorado Springs – Die Mitgliedsorganisationen machen Druck, die Welt-Anti-Doping-Agentur selbst sieht den Kampf gegen Doping am Scheideweg. Beim Treffen der wichtigsten Wada-Gremien in Colorado Springs geht es nicht nur um den aufsehenerregenden Skandal in Russland, sondern im Hintergrund auch um die Zukunft der Organisation. Der erwartete Ausschluss der russischen Anti-Doping-Organisation Rusada dürfte dabei nur eine Zwischenstation sein.

Nach dem erschreckenden Bericht über systematisches Doping in der russischen Leichtathletik mehren sich Forderungen nach stärkerer Unabhängigkeit der Dopingjäger. Auch IOC-Präsident Thomas Bach bezeichnete dies zuletzt als "wichtiger als je zuvor". Dazu wären deutlich größere finanzielle Mittel als die bisher aus der Politik und vom organisierten Sport bereitgestellten rund 26 Millionen Euro jährlich notwendig. Die Frage, wer das Geld aufbringen soll, wird wohl ein entscheidender Punkt in nächster Zeit sein. "Es ist keine Frage, dass die Wada in den ersten 16 Jahren in einer zu hohen Gewichtsklasse gekämpft hat", sagt Wada-Präsident Craig Reedie im Vorfeld.

Im Ringen um mehr Geld könnte der Skandal den Anti-Doping-Kämpfern sogar in die Hände spielen. Selten wurde zuvor die Notwendigkeit eines funktionierenden Anti-Doping-Kampfs so deutlich wie in den vergangenen Wochen. Spannend dürfte auch zu beobachten sein, ob noch weitere Länder mit Sanktionen belegt werden. Zuletzt war immer wieder darüber spekuliert worden, ob auch der kenianischen Anti-Doping-Agentur Konsequenzen drohen. Auch gegen das "Läufer-Wunderland" gibt es schwere Anschuldigungen bis hin zur Vertuschung von Dopingfällen. (sid, red, 17.11.2015)