Die Zahl der Krankenanstalten ist in den letzten fünf Jahren von 267 Einrichtungen auf 279 gestiegen.

Foto: Standard/Cremer

Wien – Es gibt wohl nur sehr wenige Menschen, die gerne länger im Krankenhaus bleiben als sie unbedingt müssen. Die nun veröffentlichte Entlassungsstatistik heimischer Spitäler ist also grundsätzlich eine erfreuliche Nachricht: Die Zahl der Krankenhausaufenthalte ohne Übernachtung steigt – und das deutlich. In den vergangenen fünf Jahren gab es hier ein Plus von fast dreißig Prozent. Noch stärker ist die Zunahme an tagesklinischen Operationen – also jenen Eingriffen, die ohne nächtlichen Spitalsaufenthalt auskommen.

Werden Patienten doch stationär aufgenommen, dürfen sie in der Regel früher wieder nach Hause: Ein durchschnittlicher Klinikaufenthalt dauerte im Jahr 2004 noch etwas mehr als sieben, im Jahr 2014 nur noch 6,5 Tage.

"Für Patienten ist das auch deshalb positiv, weil sie so vor Krankenhausinfektionen geschützt werden. Spitäler sind für Kranke schließlich ein gefährlicher Ort", sagt Patientenanwalt Gerald Bachinger. Er fügt allerdings an: "Hier ist noch viel Luft nach oben. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern haben wir immer noch ein enorm krankenhauslastiges System."

Staat spart Kosten

Erhebungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung geben ihm recht: Im OECD-Vergleich liegt Österreich bei bestimmten tagesklinischen Operationen bis heute weit unter dem Durchschnitt. Mandeloperationen – zum Beispiel – werden in Österreich nie ambulant durchgeführt, in vielen anderen Ländern ist das hingegen längst die Norm.

Die österreichische Gesundheitspolitik setzt seit Jahren auf das Mantra "ambulant statt stationär". Auch deshalb, weil der Staat dadurch Kosten spart. In Niederösterreich zeigte sich: Bei gewissen Erkrankungen ist es sogar günstiger, ein Team regelmäßig zum Kranken nach Hause zu schicken, als ihn im Spital zu versorgen – seit einigen Jahren bietet das Landesklinikum St. Pölten diesen Service nämlich für Dialysepatienten an.

Was in der Spitalsstatistik der Statistik Austria auch erfasst wird: In den vergangenen Jahren hat sowohl die Zahl der Krankenanstalten wie auch die der in den Spitälern tätigen Ärzte und Pfleger deutlich zugenommen. Aufholbedarf ortet Bachinger aber vor allem für die Zeit nach der Entlassung: "Die Patientenübergabe von Krankenhaus an Hausarzt funktioniert oft gar nicht gut." (Katharina Mittelstaedt, 20.11.2015)