Wien – Mit dem Integrationsplan von Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) kann Alev Korun, grüne Integrationssprecherin, wenig anfangen. Vor allem die Sanktionen missfallen ihr, wenn Asylberechtigte nicht die Kurse besuchen. "Bevor Strafen angekündigt werden, sollen genügend Deutschkurse zur Verfügung gestellt werden", kritisiert sie im STANDARD-Gespräch.

Den Ansatz, Flüchtlingen den Weg in den österreichischen Alltag zu zeigen, findet sie gut. Die Grünen würden allerdings einen Schritt weiter gehen: Nicht erst Asylberechtigte sollen die Kurse besuchen können, sondern schon Asylwerber – Begleitung ab dem ersten Tag in Österreich. Denn 65 Prozent aller Flüchtlinge kommen aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak, also aus Ländern, in die sie nicht so schnell zurückkehren können.

Männerarbeit gegen Radikalisierung

Neben bundesweiten Deutschkursen und legalen Beschäftigungsmöglichkeiten will Korun auch einen Fokus auf Männerarbeit legen. "Die sozialen Normen, mit denen sie aufgewachsen sind, unterscheiden sich oft von denen in Österreich", heißt es im "Grünen Integrationspfad". Bei der Männerarbeit sollen Meinungsfreiheit und Geschlechtergleichheit nicht vorgetragen, sondern erarbeitet werden. Vorbild ist das Berliner Projekt "Heroes", wo ein offener Diskussionsraum geschaffen wurde und beispielsweise der Begriff Ehre diskutiert werde. Hintergrund: Die jungen Männer sollen nicht in Versuchung kommen, sich undemokratischen Ideen anzuschließen – egal ob "rechtsextrem oder jihadistisch", ergänzt Korun.

Auch die Grünen wollen dadurch das Zusammenleben verbessern. Von Zwang hält Korun allerdings wenig, sie will Möglichkeiten zur Orientierung schaffen. Ihre Erfahrung habe gezeigt, dass Angebote, sobald sie vorhanden sind, auch angenommen werden, beispielsweise um Alltagsfragen wie Arztbesuche oder Schulanmeldungen zu klären. Doch diese Möglichkeiten würden derzeit nicht bundesweit angeboten.

Ein wichtiger Punkt sind für Korun Deutschkurse. Auch sie sollen von Anfang an ermöglicht werden. Hier stehle sich der Bund aus der Verantwortung. Es gebe zu wenige Deutschkurse, die Verantwortung werde auf ehrenamtliche Helfer abgeschoben. (mte, 19.11.2015)