Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/AFP/REMY GABALDA

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/AFP/REMY GABALDA

Toulouse/Paris – Acht Tage nach den Anschlägen von Paris haben am Samstag in Toulouse mehr als 10.000 Menschen gegen die "Barbarei" demonstriert. "Für die Freiheiten und den Frieden, gegen die Barbarei und Vermischungen", hieß es auf einem Banner an der Spitze des Zuges mit Blick auf die Gleichsetzung von Muslimen und Extremisten.

Die Demonstranten stimmten vereinzelt die Marseillaise an, doch verlief der Marsch zumeist im Schweigen. Zu der Demonstration in der südfranzösischen Stadt hatten mehrere Gewerkschaft und die Liga für Menschenrecht aufgerufen.

"Es ist ein Schweigen der Einkehr, aber auch der Entschlossenheit", sagte der Generalsekretär der örtlichen Abteilung der Gewerkschaft FSU, Bernard Dedeban. "Dieser Marsch soll versuchen, der berechtigten Angst die Stirn zu bieten mit der nötigen Würde." Die Teilnehmer trugen Plakate mit der Aufschrift "Extremist ist nicht gleich Muslim" und "Niemand kann in Frieden leben, der nicht frei ist". Die Polizei gab die Teilnehmerzahl mit 10.000 an, während die Organisatoren von 16.000 sprachen.

Marcon: Mitverantwortung für Extremismus

Der französische Wirtschaftsminister Emmanuel Macron hat indes der französischen Gesellschaft eine Mitverantwortung für den radikalen Islamismus gegeben. "Wir haben eine Mitverantwortung, weil sich dieser Totalitarismus aus dem Misstrauen nährt, das wir sich in der Gesellschaft haben ausbreiten lassen", sagte der sozialistische Politiker am Samstag.

Der "Nährboden" der "Terroristen" und der Gewalt sei "das Misstrauen" gegen Muslime, sagte Macron und kritisierte die Diskriminierung, der viele arabischstämmige Einwanderer ausgesetzt sind. Der Minister verwies darauf, dass Menschen mit einem muslimisch klingenden Namen vier Mal schlechtere Chancen hätten, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. "Ich will nicht sagen, dass all diese Elemente der erste Grund des Jihadismus sind", sagte Macron. "Doch es gibt einen Nährboden und dieser Nährboden ist unsere Verantwortung." Macron äußerte sich acht Tage nachdem islamistische Attentäter bei Angriffen auf einen Konzertsaal, ein Fußballstadion und mehrere Cafés und Restaurants in Paris 130 Menschen getötet hatten.

"Mobilität gestoppt"

Mehrere der Attentäter waren arabischstämmige Franzosen aus der Pariser Banlieue. In den Vorstädten rund um die französische Hauptstadt, in denen viele Nachfahren von Einwanderern aus dem Maghreb leben, ist die Arbeitslosigkeit überdurchschnittlich hoch. Macron sagte, im Zentrum des Gesellschaftspaktes stehe die Gleichheit, doch auch wenn die französische Gesellschaft noch immer egalitärer als etwa die angelsächsischen Gesellschaften sei, erlaube sie nicht mehr allen aufzusteigen. "Wir haben die Mobilität gestoppt", sagte der Wirtschaftsminister. (APA, 22.11.2015)