Ich denke, dass es da draußen ein Leben gibt, aber in diesem Leben geschieht nichts. Jedenfalls nicht für mich." Eine resignative Einschätzung in der Erzählung Ich denke in Agota Kristofs Band Irgendwo mit früher Kurzprosa. 1935 in Ungarn geboren, floh Kristof mit kleinem Kind und Mann in den Westen, ließ sich in Neuchâtel in der französischsprachigen Schweiz nieder, schlug sich zeitweise als Arbeiterin in einer Uhrenfabrik durch, lernte so Französisch, ihre Buchsprache. 2009 mit dem Österreichischen Staatspreis für Literatur ausgezeichnet, schrieb die Autorin von Das große Heft und Die dritte Lüge damals schon kaum mehr etwas. Im Juli 2011 starb sie.
Die Berliner Schauspielerin Dagmar Manzel ist hörbar eine Verehrerin von Kristofs fragiler Textkunst und findet einen klug modulierten Tonfall für die 25 Prosaminiaturen über Einsamkeit, Ferne, das Nichts, das Gefühl des Nichtdazugehörens: "Ich sitze zu Hause auf einem Stuhl. Ich träume ein bisschen vor mich hin, aber nicht richtig. Wovon könnte ich schon träumen? Ich sitze einfach nur da." (Alexander Kluy, Album, 25.11.2015)