Sogenannte Core-Shell-Nanopartikel können sowohl für bessere Handy-Displays als auch in der Krebsbehandlung eingesetzt werden.

Foto: Ronald Zirbs

Tulln – Um gelungene Zusammenarbeiten zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu honorieren, werden seit fünf Jahren die niederösterreichischen Innovation Awards verliehen. Vergangene Woche gingen die diesjährigen Preise an drei medizinische Forschungsprojekte sowie an das Modell einer Wasserschutzwand, die sich von selbst aufstellt.

Für die Entwicklung eines Verfahrens zur Verwendung spezieller Nanopartikel in der Krebsdiagnose ging der erste Preis, der in Kooperation von der Universität für Bodenkultur (Boku), der Technologiefinanzierungsgesellschaft Tecnet Equity und dem Accent Gründerservice vergeben wird, an Andrea Lassenberger. Im Projekt der Dissertantin am Department für Nanotechnologie an der Boku können Nanopartikel auf dreifache Weise bei Krebs eingesetzt werden: Zunächst können mit ihnen Tumore zielgerichtet aufgespürt werden. Weiters ermöglichen sie eine bildgebende Darstellung des Gewebes.

Und drittens verstärken die Partikel die Strahlentherapie gegen den Tumor. "Wir schlagen damit drei Fliegen mit einer Klappe", sagt Lassenberger. Aktuell ist kein derartiges Modell auf dem Markt. Bisher wurde die Methode bei Zellen getestet, vorklinische Studien sind in Planung.

Bessere Handy-Displays

Ebenso wie Lassenberger ist auch der zweitplatzierte Ronald Zirbs in der Arbeitsgruppe von Erik Reimhult vom Institut für Biologisch inspirierte Materialien tätig. Er wurde für die Entwicklung eines neuen Verfahrens zur Herstellung von sogenannten Core-Shell-Nanopartikeln prämiert. Dabei handelt es sich um Nanopartikel, die aus einem harten Kern und einer Polymer-Hülle bestehen. Die beste Methode zur Herstellung ist derart kostspielig, dass sie für die breite Anwendung ungeeignet ist.

Indem er sich einen Schmelzprozess zunutze machte, konnte Zirbs diese Methode so optimieren, dass er damit Core-Shell-Nanopartikel weit kostengünstiger herstellen kann – das Patent ist bereits angemeldet. Mögliche Anwendungen reichen von Verbesserungen von Handy-Displays bis zu Krebsbehandlungsmethoden.

Einer der zwei dritten Preise ging an Miriam Klausberger für ihren Beitrag zu einem möglichen Impfstoff gegen Influenza. "Vor zwei Jahren war der Vogelgrippevirus H7N9 noch sehr präsent in den Medien", sagt Klausberger. Nun sei das kaum mehr der Fall, obwohl es – vor allem in China – immer noch zu Neuinfektionen kommt, die für rund 40 Prozent der Menschen tödlich verlaufen.

Klausberger, die am Institut für Biotechnologie der Boku tätig ist, entwickelte Partikel, die das äußere Erscheinungsbild eines Virus haben, aber nicht infektiös sind. In einer präklinischen Studie konnte bei Mäusen gezeigt werden, dass der Stoff bei einmaliger Impfung zu 100 Prozent vor einer Infektion mit H7N9 schützt, weitere Tests sind in Planung.

Im Bereich Hochwasserschutz ist das Projekt von Moritz Fuchs angesiedelt. Betreut von Alfred Strauss, Institutsleiter für Konstruktiven Ingenieurbau an der Boku, entwickelte er eine Schutzwand, die so konstruiert ist, dass sie sich mit dem steigenden Wasser von selbst aufrichtet und nicht von Feuerwehrmännern aufgestellt werden muss. Im Rahmen des Forschungsfestes wurde das Projekt von der Wiener Wirtschaftsagentur gefördert, bei den Innovation Awards wurde die Idee mit dem zweiten dritten Preis prämiert. (trat, 25.11.2015)