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Wenn einer einen Witz erzählt und sich dabei blendend amüsiert, muss das noch lange nicht heißen, dass ein zweiter den Witz versteht und ihn gut findet: eine Szene aus einer der zahlreichen Komödien mit dem Duo Oliver Hardy und Stan Laurel.

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Wien – Schon Charles Darwin war der Meinung, dass eine gewisse Form des Lachens in der Evolution tief verwurzelt ist. Er kitzelte im Londoner Zoo Menschenaffen – ein Schimpanse und ein Gorilla hatten offensichtlich recht große Freude daran. Dieses freudig erregte Kitzellachen scheint also aus Verhalten bei Tieren entstanden zu sein. Immer wieder wird gemeldet: Schimpansen zeigen beim Lachen ganz ähnliche Bewegungen von Gesichtsmuskeln wie Menschen.

Mit der Entwicklung der Sprache gab es auch neue Ursachen für das Lachen: Der Mensch fand es nicht mehr ausschließlich lustig, wenn er gekitzelt wurde, er hatte auch seinen Spaß an Witzen, die man ihm erzählte. Und obwohl mehrfach bewiesen wurde, dass dieser Humor in der sozialen Kommunikation essentiell ist, die Bindung an Mitmenschen beschleunigt und das Gesprächsklima verbessert, gab es bisher nur vereinzelt Studien darüber, was wir in der Interaktion mit Freunden oder Kollegen lustig finden und warum.

Britische Wissenschafter untersuchten nun, wie komplex ein Witz aufgebaut sein darf, um ihn noch lustig zu finden. Robert Dunbar, Leiter des Institute of Cognitive and Evolutionary Anthropology an der Universität Oxford, und seine Kollegen kamen zum Ergebnis, dass die besten Witze mit den Erwartungen der Zuhörer spielen und zu einer recht überraschenden Pointe führen. Dabei komme es auf die Fähigkeit an, unausgesprochene Sätze zu denken, um den Faden nicht zu verlieren. Ein Erwachsener kann bis zu fünf solchen Gedankensprüngen folgen, ehe er überfordert und desinteressiert wird, heißt es in der Arbeit, die in der Fachzeitschrift "Human Nature" publiziert wurde.

65 Witze

Die Wissenschafter konfrontierten 55 Studenten von der London School of Economics mit 65 Witzen aus der Onlinesammlung "101 funniest jokes of all time". Die Witze wurden auf einer Skala von eins (überhaupt nicht lustig) bis vier (sehr lustig) bewertet. Als "sehr lustig" wurden vor allem jene Späße bewertet, in denen ein Dialog zwischen zwei Charakteren verlief und ein Schlagabtausch bis zu fünfmal zwischen Publikum und Komödianten hin- und herging.

Wenn der Witz länger dauerte, beschlich die Studenten das Gefühl, die Pointe möglicherweise verpasst zu haben. Dunbar wird auf der Website der Universität Oxford zitiert: "Die Aufgabe der professionellen Komiker ist, das Publikum so schnell wie möglich zum Lachen zu bringen." Das sei in der Regel nur dann erfolgreich, wenn man die "mentale Kompetenz" der Zuschauer kenne und sie auch beachte. In der Alltagskommunikation sind Witze natürlich nicht so gut durchgeplant und so sorgfältig aufgebaut.

Es sei daher wichtig, weitere Forschungen über den Humor folgen zu lassen. Man habe nun wenigstens ein Schlaglicht auf die Mechanik des sprachbasierten Humors geworfen. (pi, 25.11.2015)