Zielpunkt meldet Insolvenz an, 2.500 Mitarbeiter sind betroffen.

Wien/Traun – Bei Zielpunkt bekommen die Mitarbeiter die Pleite rasch zu spüren. Das Unternehmen meldet derzeit 2.500 Beschäftigte beim Arbeitsmarktservice zur Kündigung an, teilte Konzernchef Georg Pfeiffer am Donnerstag mit. Nächste Woche soll dann der Konkursantrag gestellt werden, der eine Liquidation von Zielpunkt vorsieht.

Pfeiffer ist Eigentümer der gleichnamigen Handelsgruppe, die 2012 bei Zielpunkt eingestiegen ist und unter anderem die Unimärkte sowie 60 Prozent der Nah-&-Frisch-Läden betreibt oder beliefert. Dass die Novembergehälter nicht mehr bezahlt werden, sei insolvenzrechtlich so vorgegeben, sagt Pfeiffer. "Das hätte mich gefreut, aber das dürfen wir nicht", so der Chef der Handelsgruppe mit Sitz im oberösterreichischen Traun. Für den Insolvenzentgeltfonds wird es teuer. Die Lohnkosten von Zielpunkt machen 6,1 Millionen Euro im Monat aus, zudem muss der Fonds das Weihnachtsgeld und die Abfertigungen übernehmen.

Betriebsrat gekündigt

Die Kritik der Gewerkschaft, man habe sie nicht eingebunden und auch keinen Sozialplan ausgearbeitet, lassen Pfeiffer und Geschäftsführer Erich Schönleitner nicht gelten. Der Betriebsrat sei bei den regelmäßigen Jour-fixe-Terminen seit September nicht erschienen, was mit der Kündigung eines Mitglieds zu tun haben dürfte. Gespräche mit der Gewerkschaft hätten stattgefunden, konnten aber aus verschiedenen Gründen nicht abgeschlossen werden.

"Seitens der Geschäftsführung hat es keinerlei Bemühungen gegeben, eine sozialpartnerschaftliche Lösung zu finden", hatte davor GPA-Chef Wolfgang Katzian im Ö1-"Morgenjournal" kritisiert. Bis Mittwochabend habe von der Unternehmensleitung niemand Kontakt mit der Gewerkschaft aufgenommen.

Bis 2020 Verluste

Zudem verweist Pfeiffer auf die sich überschlagenden Ereignisse. Im Oktober habe man das Umsatzziel um fünf Prozent verfehlt, im November habe sich die Lage dann "dramatisch verschlechtert". Somit sei man gezwungen gewesen, die positive Fortbestehensprognose zu evaluieren.

Zur Erklärung: Zielpunkt hat nach jahrelangen Verlusten ein negatives Eigenkapital von 36,4 Millionen Euro und konnte nur dank einer Unterstützungserklärung und nachrangiger Kredite von Pfeiffer überleben. Am Mittwoch habe sich dann herausgestellt, dass Zielpunkt 60 Millionen Euro benötige und selbst dann bis 2020 die Gewinnzone verfehlen werde. Unter derartigen Umständen dürfe man gar kein Geld nachschießen, meinen die Konzernvertreter.

Patronatserklärung

Pfeiffer verweist darauf, dass Zielpunkt die Gruppe 50 Millionen Euro gekostet habe. Neben Kaufpreis und Investitionen ist in dem Betrag eine Patronatserklärung über 16 Millionen Euro inkludiert. Trotz der Belastung sei die Pfeiffer-Gruppe mit 2.200 Mitarbeitern (ohne Zielpunkt) in keiner Weise gefährdet, gut mit Eigenkapital ausgestattet und in der Gewinnzone.

Zu den Interessenten für "einzelne" der 229 Zielpunkt-Filialen zählen auch die zu Pfeiffer gehörenden Unimärkte. Der Konzernchef rechnet damit, dass der Masseverwalter Standortpakete schnüren wird. Dass es dabei zu kartellrechtlichen Hürden kommt, wie die Wettbewerbsbehörde bereits angekündigt hat, glaubt auch Preiffer: "Für Rewe wird es im Osten Österreichs schwierig werden." (as, 26.11.2015)