Wieder einmal wird über den Klimawandel und seine existenziellen Auswirkungen geredet. In Paris bei der 21. UN-Klimakonferenz soll in den kommenden zwei Wochen ein neues globales Klimaschutzabkommen ausverhandelt werden.

Expertinnen und Experten warnen seit langem vor den Folgen der Erderwärmung, aber die Politik ist nicht willens oder in der Lage, wirkungsvoll dagegen anzukämpfen. Gleichzeitig bekommen Menschen auf der ganzen Welt die Folgen dieses Klimawandels schon jetzt zu spüren und haben mit ihnen in unterschiedlicher Weise zu kämpfen.

Das Schweizer Fotografenpaar Mathias Braschler und Monika Fischer hat im Jahr 2009 in 16 Ländern der Erde "The Human Face of Climate Chance" dokumentiert. Eine Auswahl davon haben sie für die STANDARD-Schwerpunktausgabe zum Thema "Kampf gegen Klimawandel" zur Verfügung gestellt.

Die gesammelten Texte finden Sie im Laufe der Woche im Ressort Klimakonferenz 2015 auf Greenlife.

Wir wünschen viel Vergnügen und eine informative, inspirierende Lektüre. (Lisa Nimmervoll, 27.11.2015)

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Porträt über das Fotografenpaar Mathias Braschler und Monika Fischer

Haawo Mahamman (53), Leiterin der Frauenkooperative, Toya, Mali: "Was mir im Leben am meisten Angst macht, sind der Wassermangel und die Ausbreitung der Wüste. Am Ende bedeutet das den Tod."

Foto: braschler/fischer

Tsering Tundup Chupko (51), Bauer, Indien: "Wir machen Veränderungen durch, wie ich sie in meinem Leben noch nicht erlebt habe. Alle spüren, dass etwas falsch läuft. Das ist nicht gut für uns. Ich fürchte, wenn das noch zwanzig Jahre so weitergeht, wird dieses Tal nicht überleben."

Foto: braschler/fischer

Awetik (50), Busfahrer, und Ludmila Nasarian (37) mit ihrer Tochter Liana (5), Sibirien, Russland: "Wir haben Angst, hier zu leben. Das Eis unter unserem Haus schmilzt. Es ist so, als lebte man auf einem schwankenden Schiff. Jedes Jahr senkt sich das Haus mehr ab und wird überschwemmt, sodass wir den Fußboden wieder einige Zentimeter höher legen müssen. Eines Tages werde ich noch durch die Tür kriechen müssen."

Foto: braschler/fischer

Michael Fischer (60), Milchbauer, Australien: "Ich habe mehr als 38 Jahre gebraucht, um diesen Betrieb aufzubauen. Wir hatten ein sehr gutgehendes Unternehmen mit 600 Kühen. Doch vor 14 Monaten mussten wir die Milchwirtschaft aufgeben – es gab einfach kein Wasser mehr."

Foto: braschler/fischer

Billy (74) und Eileen (52) Jacobson, Inuvialuit, Jäger und Trapper, Kanada: "Der Arktische Eisschild existiert seit Ewigkeiten, doch jetzt bricht er auseinander. Der Schnee schmilzt schneller. Wenn die Temperaturen weiter steigen, weiß ich nicht, wovon wir leben sollen."

Foto: braschler/fischer

Christian Kaufmann (48), Schäfer, Schweiz: "Der Gletscher hat in den vergangenen 25 Jahren mindestens 80 Prozent seines Volumens verloren. Das sollte uns bewusst machen, dass hier etwas nicht mehr stimmt."

Foto: braschler/fischer

Fatama Djapraul Mousa (25) mit ihren Kindern Ruca (7 Monate), Koundoum (7) und Omer (3), Bäuerin, Tschad: "Drei meiner sechs Kinder sind an einer Durchfallerkrankung gestorben. Sie sind gestorben, weil das Wasser schlecht ist."

Foto: braschler/fischer

Karotu Tekita (54) mit seiner Enkelin Akatitia (1), seiner Tochter Retio Tataua (34) und ihrem Sohn Tioti (elf Monate), seiner Frau Tokanikai Karolu (52) und seiner Enkelin Bwetaa (6), Familie, deren Heimatdorf im Meer versinkt, Kiribati: "Ich glaube, schuld daran sind unsere Brüder und Schwestern dort draußen in der Welt, die mit ihrer Energieverschwendung und ihrer Industrie die Umwelt zerstören und das Klima verändern."

Foto: braschler/fischer

Azizul Islam (50), beim Wiederaufbau eines gebrochenen Damms Tagelöhner, Bangladesch: "Heute gibt es kein Vieh, kein Gras, keine Fische mehr, die wir essen können. Das kommt daher, dass der Wasserspiegel steig. Meerwasser überschwemmt das Land. Die Pflanzen wachsen nicht mehr."

Foto: braschler/fischer

Chai Erquan (65), Bauer und Schäfer, China: "Ich habe den Eindruck, dass es immer heißer wird. In den Neunzigerjahren wurde es richtig schlimm. Jetzt kann man hier kaum noch Schafe züchten. In diesem Jahr hat es kaum geregnet."

Foto: braschler/fischer

Chris Brower (43), Inhaber eines Bioladens, Colorado, USA: "Wir hatten mehrere Jahre hintereinander eine wirklich schlimme Dürrezeit, und die Käfer, die in die Region eingefallen sind, haben alles niedergemacht. Jetzt überwiegt in unserer Gegen, die früher sehr grün war, das Braun."

Foto: braschler/fischer

Juliana Pacco Pacco (44), Lamahirtin, Peru: "Es regnet und schneit zu Zeiten, in denen man es nicht erwartet. Früher gab es viel Weideland, doch in den letzten Jahren verändert sich alles, und die Situation wird immer schwieriger."

Foto: braschler/fischer

Bian Dan (81), Pferdehirte und ehemaliger Resort-Angestellter, China: "Meine Familie hat hier 1992 eine Hotelanlage eröffnet. Im ersten Jahr verdiente sie 500.000 Yuan, und heute ist das Resort geschlossen. Der Hauptgrund dafür ist, dass es im See kein Wasser mehr gibt."

Foto: braschler/fischer

George Tom (61), Yup’ik-Inuit, Jäger, Alaska, USA: "Ich musste mein altes Zuhause verlassen. Der Boden wurde immer weicher und nasser, und unser Haus begann einzusinken. In meiner Jugend war noch alles in Ordnung, doch seit zwölf, 15 Jahren schmilzt der Permafrost."

Foto: braschler/fischer

Abdallay Abdou Hassin (54), Kuhhirte, Tschad: "Ich glaube, das ist das Ende der Welt. Bis vor 15, 20 Jahren hatten wir ein gutes Leben. Die Regenzeit kam, und das Land war gut. Alles hat sich verändert."

Foto: braschler/fischer

Bárbaro Rodríguez Maura (45), Chauffeur, mit seiner Frau Yusimi González Contino (33), Lehrerin, und ihrer Tochter Yusimari Miranda González (15), Schülerin, Kuba: "Stürme gab es bei uns zwar auch schon in der Vergangenheit, aber nicht so etwas wie diese Hurrikane. Heute donnert und blitzt es viel stärker."

Foto: braschler/fischer