Eine Megakonferenz mit mehr als 20.000 Teilnehmern, die das Klima retten wollen, aber selbst massenhaft Schadstoffe produzieren – kann das gutgehen? Immerhin zeugt der kaum je da gewesene Auflauf von 150 Staats- und Regierungschefs vom gemeinsamen Willen, das planetare Konferenzziel von maximal zwei Grad Temperaturzunahme bis 2099 zu erreichen.

Sechs Jahre nach der gescheiterten Konferenz von Kopenhagen hat sich auch China zumindest verbal dieser kollektiven Dynamik angeschlossen. Erstmals überhaupt haben 183 von 195 Staaten – darunter alle wichtigen – nationale Klimamaßnahmen in Form von Selbstverprflichtungen schwarz auf weiß festgehalten. Das ist ein Fortschritt.

Das Ziel bleibt jedoch in weiter Ferne. Es zu erreichen würde laut dem französischen Klimatologe Jean Jouzel voraussetzen, dass die Staatengemeinschaft bereit ist, 80 Prozent der Öl-, Gas- und Kohlereserven des Planeten schlicht im Boden ruhen zu lassen, also nicht zu fördern. Derzeit ist das noch eine schlichte Utopie.

Selbst die zwei konkreten Konferenzziele werden zweifellos verfehlt werden: Die von der Uno schon 2009 geforderten 100 Milliarden Dollar für die globale Energiewende kommen, selbst wenn man großzügig rechnet, nicht zusammen. Und auch wenn das COP-21-Abkommen den politischen Druck auf die Klimasünder sicherlich erhöhen wird, fehlt das Entscheidende: die Verbindlichkeit, das heißt Durchsetzbarkeit des derzeit verhandelten Klimaabkommens. Sanktionen sind nämlich nicht vorgesehen.

Das ist nach jetzigem Stand nicht einmal in dem alle fünf Jahre geplanten Revisions- und Kontrollverfahren der Fall. Die USA wollten das Abkommen deshalb auch nicht "Vertrag" nennen.

Wenigstens die Pariser Konferenz soll in zwei Wochen klimaneutral zu Ende gehen: COP-Organisator Frankreich hat versprochen, die Konferenzemissionen von 21.000 Tonnen CO2 – Umweltschützer rechnen mit zehn mal höheren Emissionen – zu "kompensieren". Der Ausstoß von Treibhausgasen in Le Bourget (inklusive der Sonderflüge Barack Obamas und anderer) wird mit zertifizierten Emissionsreduktionen für nachhaltige Entwicklungsprojekte sozusagen "gekauft". Damit ist das gute Gewissen der Konferenz gerettet. Das Klima noch nicht ganz. (Stefan Brändle, 30.11.2015)