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Günther Jauch und Finanzminister Wolfgang Schäuble.

Foto: APA/EPA/PAUL ZINKEN

Selbst wenn die Leistung eines Arbeitskollegen noch so kritisiert wurde und ihn auch kaum jemand im Betrieb vermissen wird – irgendwer treibt doch zum Abschied Blumen oder Wein auf, damit das Farewell nicht ganz so peinlich wird.

Nichts davon war am Sonntagabend in der ARD Günther Jauch bei seinem letzten Talk nach vier Jahren vergönnt. Kein Präsent, kein witzig zusammengeschnittenes "Best of Günther und seine Gäste", einfach null, niente, nix. Jauch hat sich einfach selbst abgeschafft.

Dem Talkmaster erwies keine bunte Runde die letzte Ehre, sondern ein Solist: der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Das an und für sich ist nicht zu bekritteln, zumal sich Schäuble-TV meist lohnt. Er ist einer der dienstältesten Minister und "eine Klasse für sich", wie Kanzlerin Angela Merkel unlängst erklärte.

Das bekam auch Jauch zu spüren, denn Schäuble zeigte eine Stunde lang, wer hier das Alphatier ist. Jauch war’s nicht, er wirkte neben dem Altmeister wie ein Schulbub, der sich wieder einmal an seinen Kartei karten entlanghangelt.

Differenzen mit der Kanzlerin in der Flüchtlingspolitik? Aber geh, wo denn. "Lassen Sie uns über was Vernünftiges reden", sagt Schäuble. Jauchs Einspieler zum CSU-Parteitag, wo Merkel von Horst Seehofer gedemütigt wurde, findet er auch "nicht sehr originell".

Jauch mag meist auch gar nicht nachhaken. Dass sein letzter Talk mit dem Verlesen einer Gegendarstellung zu einer früheren Sendung endet, mutet fast schon satirisch an. Der lustige Jauch bleibt ja als RTL-Rateonkel erhalten. Was den Polittalk betrifft, muss man aber nach dieser letzten Sendung umso mehr konstatieren: Ohne Jauch geht’s auch. (Birgit Baumann, 30.11.2015)