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Eine aktuelle Studie zeigte: Rund ein Fünftel der Alleinerzieherinnen klagt über gesundheitliche Probleme.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Wien – Eltern in Patchwork-Familien oder alleinerziehende Mütter fühlen sich häufiger gesundheitlich beeinträchtigt als Eltern in "klassischen Familien". Das zeigt eine Analyse der Daten aus dem "Generations and Gender Survey" (GGS) für Österreich, die Demographinnen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) am Dienstag bei einer Tagung in Wien präsentieren.

Im Rahmen der GGS-Konferenz ("3rd Generations and Gender Conference") diskutieren Wissenschafter über die in knapp 20 Ländern erhobenen Daten zu den Themen Familiengründung, Partnerschaft, Zusammenleben mit Kindern oder über Generationen hinweg, Einkommen, Bildung oder Gesundheit. Im Abstand von vier Jahren werden hier Frauen und Männer im Alter im jungen Erwachsenenalter (von 18 bis 45 Jahren) befragt. Bisher habe sich die "Stieffamilien-Forschung" vor allem mit den Kindern befasst. Die Situation der Eltern wurde dagegen kaum beleuchtet.

Isabella Buber-Ennser vom Institut für Demographie (VID) der ÖAW hat mit ihrer Kollegin Doris Hanappi analysiert, wie die Lebensformen im Haushalt bzw. die partnerschaftliche Situationen mit der Gesundheit zusammenhängen. Unterschieden wurde dabei zwischen jungen Erwachsenen, die noch im elterlichen Haushalt leben, kinderlosen Personen, die in einer Partnerschaft leben, Eltern, die mit der Mutter oder dem Vater ihrer Kinder zusammenleben, den großteils weiblichen Alleinerzieherinnen und Eltern in einem Patchwork-Kontext.

Bildung hält gesund

"Überraschend war für uns, dass Erwachsene, die in einem solchen Patchwork-Kontext leben, häufiger von gesundheitlichen Problemen sprachen", berichtete Buber-Ennser. 14 Prozent der Österreicher in einer Patchwork-Familie erklärten sich gesundheitlich beeinträchtigt, während das nur etwa neun Prozent der anderen Elterngruppe berichteten.

"Wir haben aber auch gesehen, dass es Bildungsunterschiede gibt", so die Forscherin. Unter Höhergebildeten verschwand der Unterschied. Die Rate lag durchgehend bei lediglich sechs Prozent. Bei Menschen mit niedriger formaler Bildung gaben 16 Prozent der Patchwork-Eltern an, unter gesundheitlichen Problemen zu leiden, während das "nur" auf zehn Prozent der Eltern in "klassischen" Familien zutraf. "Daraus lässt sich schließen, dass Höhergebildete einfach mehr Ressourcen haben, um das möglicherweise schwierigere und spannungsreichere Leben in einer Patchwork-Familie zu meistern", erklärte Buber-Ennser.

Arm und krank

Unter den Alleinerzieherinnen berichteten sogar 18 Prozent über Gesundheitsprobleme – im Vergleich zu zwölf Prozent mit Partner im Haushalt. Das sei nicht überraschend, da unter ihnen die Wahrscheinlichkeit einer ökonomischen Benachteiligung höher ist – was wiederum mit dem Gesundheitsstatus korreliert.

Bei einem Blick auf finanziell bessergestellte Alleinerzieherinnen "sahen wir, dass der Effekt schwächer wird. Das heißt, vieles liegt an der Kombination Alleinerzieherin mit finanziellen Problemen, was wiederum negativ auf die Gesundheit wirkt", erklärte die Mathematikerin und Demographin. Besser wird die Situation tendenziell, wenn die Befragten in einer Partnerschaft lebten, auch wenn sie keinen gemeinsamen Haushalt führten. Insgesamt sahen sich zwölf Prozent der Frauen in keiner guten gesundheitlichen Position. Unter den Männern waren es Eigenangaben zufolge nur sieben Prozent. (APA, 1.12.2015)