"F*ck dich, dreckiger Neger. Ich kenne dich nicht, aber ich wasche mich wenigstens", kommentierte eine Nutzerin auf Facebook. Das Posting wurde in ihrer Nachbarschaft plakatiert.

Foto: racismovirtual.com.br

Plattformen wie Facebook und Twitter werden oft zum Transport menschenrechtlicher und sozialer Anliegen genutzt. Jedoch ventilieren auch zahlreiche Nutzer unter dem scheinbaren Schutz der Anonymität ihren Hass auf diesen Seiten. Ein Phänomen, das für die Betreiber in den vergangenen Jahren zunehmend zum Problem wurde und mittlerweile politische Dimensionen erreicht hat.

Rassistische Hasspostings gegen Wetter-Sprecherin

Gehässige Tweets und Facebook-Einträge kennt man auch in Brasilien, wo im Sommer die erste schwarze Wetteransagerin des Senders Globo TV, Maria Júlia Coutinho, Ziel massiver Anfeindungen wurde.

Gegen den Hass probiert die afrobrasilianische Menschenrechtsgruppe Criola seit einigen Monaten ein neues Rezept aus. Sie nutzt die Geotags der Hasspostings, um für das Problem zu sensibilisieren.

Facebook-Screenshots auf Plakatwänden

Wenngleich viele Facebook-User unter falschem Namen und Foto agieren, erlauben sie Facebook oft Zugriff auf grobe Standortdaten, die öffentlich aufscheinen. Diese nutzt Criola, um in der jeweiligen Gegend Werbeplätze auf Plakatwänden oder in Nahverkehrsbussen zu buchen.

Dort landen dann Screenshots der rassistischen Facebook-Einträge, garniert mit dem Untertitel "Virtueller Rassismus, reale Konsequenzen". Wenngleich das Nutzerfoto verpixelt und der Name zensuriert wird, prangt die Botschaft somit plötzlich deutlich sichtbar in der Nachbarschaft des Verfassers.

Kampagne soll Mut machen

"Diese Leute glauben, sie können gemütlich zu Hause sitzen und im Internet tun und lassen, was sie wollen", erklärt Criola-Gründerin Jurema Werneck gegenüber der BBC. "Wir lassen das nicht zu. Sie können sich vor uns nicht verstecken, wir werden sie finden."

Werneck hofft, dass die Kampagne anderen Menschen Mut macht, sich gegen rassistische Anfeindungen zu wehren, zumal die existierenden Gesetze gegen Hassreden ihrer Ansicht nach oft nicht umgesetzt würden.

#SomosTodosMaju

Bei den Angriffen auf Coutinho, die in der Öffentlichkeit auch unter dem Spitznamen "Maju" bekannt ist, hat die Twitter-Community allerdings auch ihre gute Seite gezeigt. Sie begegnete den rassistischen Kommentaren mit dem Hashtag "SomosTodosMaju" (Wir alle sind Maju), der tagelang in den nationalen Trends verweilte. (gpi, 1.12.2015)