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Roch Marc Christian Kaboré

Foto: AFP / Issouf SANOGO

Er ist ein großer, massiger Mann, der in den vergangenen Wochen stets milde und ein wenig väterlich lächelnd zu sehen war. So ist Burkina Fasos künftiger Präsident Roch Marc Christian Kaboré auch auf unzähligen Wahlplakaten gezeigt worden. Keiner der übrigen 13 Kandidaten war so präsent wie der 58-Jährige. Und niemand wirkte schon alleine wegen seiner Körperfülle so staatsmännisch wie er.

Trotzdem hat sich Roch, wie er am liebsten genannt wird, im Wahlkampf immer wieder bescheiden gegeben. Um das zu betonen, hat sich der Wirtschaftswissenschafter, der von 1975 bis 1980 an der Universität Dijon in Frankreich studierte, beispielsweise am Sonntag in die lange Schlange der wartenden Wähler eingereiht. Freilich wurde er nach vorne gebeten. Vor Journalisten betonte er anschließend auch, dass er das Ergebnis des Urnengangs akzeptieren werde.

Kaum ein aktiver Politiker im Land dürfte über mehr Erfahrung als er verfügen. Nach seiner Rückkehr aus Frankreich arbeitete er kurze Zeit im Bankwesen, wurde 1989 aber zum ersten Mal von Langzeitpräsident Blaise Compaoré zum Minister ernannt. Unter Compaoré, der das Land 27 Jahre lang regierte und am 31. Oktober 2014 nach massiven Protesten aus der Bevölkerung zurücktreten musste, gelang Kaboré eine steile Karriere. Er war Premierminister (1994 bis 1996) sowie Parlamentspräsident (2002 bis 2012) und übernahm verschiedene Funktionen in der einstigen Regierungspartei "Kongress für Demokratie und Fortschritt". Erst im Jänner 2014 trennte er sich vom CDP.

Seine Kritiker werfen ihm deshalb vor, zu dicht am alten Regime zu sein. Aly Sanou, Vorsitzender der burkinischen Bewegung für Menschenrechte (MBDHP), traut ihm deshalb nicht zu, den politischen Wandel glaubhaft zu verkörpern. "Er war ein wichtiger Spieler", kritisiert der Menschenrechtler. Deshalb werde er wohl nur eine "alte Regierung mit neuen Köpfen" präsentieren. Beispielsweise sei auch nie wirklich untersucht worden, ob Kaboré in Wirtschaftskriminalität verstrickt war.

Kaboré selbst will das nicht mehr hören und tut die Anschuldigungen wie mit einer Handbewegung ab. "Das ist doch alles längst Vergangenheit. Wir schauen jetzt in die Zukunft", sagte er vor ein paar Tagen in der Hauptstadt Ouagadougou. Und er wird nicht müde zu betonen: "Es ist zu einem Bruch mit dem alten System gekommen." (Katrin Gänsler, 1.12.2015)