Nicht jeder freut sich gleichermaßen an Veränderungen. Die einen zweifeln an der Bedeutung des digitalen Wandels – die anderen setzen sich aktiv mit möglichen Innovationen auseinander.

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"Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern, die anderen bauen Windmühlen", lautet ein chinesisches Sprichwort. Auch bei technischen Neuerungen spalten sich die Meinungen, wie das Meinungsforschungsinstitut Imas kürzlich in einer Studie für die Julius-Raab-Stiftung erhob. Dafür wurden 905 Telefoninterviews mit österreichischen Unternehmern durchgeführt. "Wie denken Sie über die Digitalisierung und wie setzen Sie sich damit auseinander?", lautet da eine Frage. Und eine andere: "Welche Bedeutung hat Innovation in Ihrem Unternehmen?"

Auf Grundlage der Antworten unterscheiden die Studienautoren fünf Typen: den digitalen Innovator, den adaptiven Übernehmer, den defensiven Anwender, den passiv Ausharrenden und den digitalen Asketen.

"Defensive Anwender"

Was sich zeigte: Von den fünf abgeleiteten Typen fallen österreichische Wirtschaftstreibende vor allem in die Kategorie der "defensiven Anwender" (40 Prozent), die an der Bedeutung des digitalen Wandels zweifeln und Neuerungen erst umsetzen, sobald sie sich am Markt bewährt haben – und in die Gruppe der "adaptiven Übernehmer" (36 Prozent), die Innovationen laufend beobachten und dann umsetzen.

Im Gegensatz dazu sind offenbar 15 Prozent nach wie vor "passiv Ausharrende": Sie glauben nicht, dass Digitalisierung den Erfolg steigert, und setzen damit zusammenhängende Neuerungen auch erst dann um, wenn es unbedingt notwendig ist.

Lediglich sieben Prozent der Unternehmer sind der Studie zufolge sogenannte "digitale Innovatoren", die Innovationen und den digitalen Wandel als sehr wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens erachten und sich auch aktiv mit beidem auseinandersetzen. Nur eine absolute Minderheit der Unternehmer, nämlich ein Prozent, identifizieren die Studienautoren als "digitale Asketen", als solche, die digitale Neuerungen völlig ablehnen. Sie vertrauen auf altbewährte Maßnahmen.

Struktur und Größe entscheiden

Glaubt man den Untersuchungsergebnissen, ist die Einstellung zum digitalen Wandel auch abhängig von Geschlecht und Firmenstruktur beziehungsweise Größe. So sind 71 Prozent der sogenannten "digitalen Innovatoren" Männer und nur 29 Prozent Frauen. 75 Prozent der "adaptiven Übernehmer" sind Männer, 25 Prozent Frauen.

Familienbetriebe und kleinere Unternehmen zeigten sich in der Befragung ebenfalls innovativer.

Schließlich werden auch Branchenunterschiede deutlich: Besonders stark vertreten sind die "digitalen Innovatoren" und "adaptiven Übernehmer" in der IT- und der Consultingbranche, gefolgt von der Banken- beziehungsweise Versicherungsbranche und dem Handel. Ein gegenteiliges Bild zeigt sich im Bereich des Transports und Verkehrs: Hier sind "defensive Anwender" in der absoluten Mehrheit.

Innovationsskills

"Die Ergebnisse machen deutlich, dass Österreichs Unternehmer die Bedeutung der Digitalisierung sehr wohl erkannt haben", sagt Bettina Lorentschitsch, Präsidentin der Julius-Raab-Stiftung. "Sie wissen aber offenbar noch nicht ganz, wie sie die notwendigen Schritte im Alltag umsetzen sollen."

Um innovationsfreudiger zu agieren, brauchten Unternehmer die nötigen Rahmenbedingungen. "Zum Beispiel könnten sie in Form von Open-Innovation-Plattformen kostengünstig Ideenwettbewerbe ausschreiben und sich so neue Inputs holen." Fähigkeiten müssten schließlich schon früh geschult werden: "Lehrlinge brauchen nicht nur digitale, sondern auch Innovationsskills." (Lisa Breit, 8.12.2015)